[85.]

[221] Mag Adel / gůt / sterck / jugents zyer

Han fryd vnd růw / o todt vor dir?

Alls das / das leben ye gewann

Vnd töttlich ist / das můß dar von


85. Nit fursehen den dot

Nit fursehen den dot

Wir werden btrogen lieben fründt

All die vff erden leben syndt

Das wir fürsehen nit by zyt

Den dott / der vnser doch schont nüt

Wir wissen / vnd ist vns wol kunt

Das vns gesetzet ist die stundt

Vnd wissen nit wo / wenn / vnd wie /

Der dott der ließ nie keynen hye[222]

Wir sterben all / vnd fliessen hyn /

Dem wasser glich zůr erden jn /

Dar vmb sint wir groß narreht doren

Das wir nit gdencken jnn vil joren

Die vns gott dar vmb leben lott

Das wir vns rüsten zů dem dot

Vnd leren / das wir müssen künnen

Vnd mögen jnn keyn weg entrynnen

Der wynkouff ist gedruncken schon

Wir mögen nit dem kouff abston

Die erste stund / die lest ouch braht

Vnd der den ersten hat gemacht

Der wust ouch / wie der lest würd sterbē /

Aber die narrheyt důt vns ferben

Das wir gedencken nit dar an

Das vns der dot nit hie wurt lan

Vnd vnsers hübschen horsß nit schonen

Noch vnser grünen krentz / vnd kronen

Er heißt worlich / hans acht syn nit /

Dann wellen er begrifft / vnd schütt

Er sy wie starck / schon / oder jung

Den lert er gar eyn seltzen sprüng

Den ich billich den dotsprung heiß

Das eym vß dringt kalt / grym / v sweiß

V streckt / v krymbt sich / wie ein wurm

Dann do důt man den rechten sturm

O dott wie starck ist din gewalt

Sydt du hyn nymbst beid jung / vnd alt /

O dott wie gar hert ist din nam

Dem adel / gwalt / vnd hohem stam

Vor vß dem / der syn freüd / vnd můt

Alleyn setzt / vff das zyttlich gůt

Der dott mit glichem fůß zerschütt

Der kunig Säl / vnd hyrten hüt

Er acht keyn pomp / gewalt / vnd gůt /

Dem babst / er wie dem buren důt /

Dar vmb eyn dor ist / wer all tag

Flücht / dem er nit entrynnen mag[223]

Vnd meynt / wann er syn schellen schütt

Das jnn der dott / dar vmb säh nitt

Vff sollich gding eyn yeder har

Kunt / das er ouch von hynnan far

Vnd er erloubet sy dem dot

Wann von dem lib die sel vß got /

Mit glichem gsatz / der dot hyn fürt

Alls das / das leben ye berürt

Du stürbst / der blibt noch lenger hie

Vnd bleib die leng doch keyner nie /

Die tusent jor erlebten schon

Die müsten doch zů letst ouch gon

Es ist kum / vmb eyn rock zů thůn

Das noch dem vatter / leb der sůn

Der vor dem vatter styrbt zů zyt

Dann man fynd ouch vil kelber hüt

Je eyner fert dem andern noch

Wer nit wol styrbt / der fyndt syn roch

Des glich jr narrheyt ouch erscheynen

Die vmb eyn dotten / truren / weynen /

Vnd jm vergünnen syner růw

Do wir doch all begeren zů /

Dann keyner fert zů früg do hyn

Do er můß / ewicklichen syn

Jo gschicht gar manchem wol dar an

Das gott jm rüfft zyttlich hyn dan

Der dott ist manchem nütz gesyn

Das er on wart / trüpsal / vnd pin /

Vil hant den dot ouch selb begert

Der dott vil dancks an den bewerdt

Zů den er kam / ee man jm rüff /

Vil gefangen er jnn fryheyt schüff

Vil hat er vß dem kercker bracht

Den der was ewicklich eracht /

Das glück deilt vnglich gůt / vnd rich

Aber der dot macht es alls glich

Der ist eyn richter / der gantz nytt

Ettwas abloßt / durch yemans byt /[224]

Der ist alleyn / der all ding lont /

Der ist / der nye keym ye hat gschont

Nye keym gehorsam er ye wart

Sye müsten all vff syne fart

Vnd dantzen jm noch synen reyen

Bäbst / keyser / künig / bischöff / leyen

Der mancher noch nit hat gedacht

Das man den vordantz jm hatt bracht

Das er můß dantzen an dem gzotter

Den westerwelder / vnd den drotter

Hett er sich vor dar zů gerüst

Er wer nit so stümpflyng erwüst

Dann manch groß narr ist yetz do hyn

Der sorg hatt vff die grebniß syn

Vnd leyt dar an so grosses gůt

Das es noch manchen wundern důt

Als Mausolum / das jrm man

Arthemysia hatt gemachen lan

Vnd so vil kosten dran geleyt

Mit grosser gzierd / vnd rylicheyt

Das es der syben wunder eyns

Ist / die man fyndt jm erden kreiß /

Ouch gräber jnn Egypten lant

Die man Pyramides hat gnant /

Vor vß als Chemnis macht eyn grab

Dar an er henckt syn gůt vnd hab

Do dry mol hundert tusent man

Vnd sechtzig tusent werckten an

Dan er vmb krut gab also vil

(Der ander kost ich schwigen will)

Keyn fürsten ich so rich yetz halt

Der das alleyn möcht han bezalt /

Des glich ouch Amasis jm macht

Wie Rhodope / hatt eyns volbracht

Das was eyn groß dorheyt der welt

Das man leidt eyn so mähtig gelt

An gräber / do man würffet hyen

Den äsch sack / vnd die schelmen beyn[225]

Vnd gab so grossen kosten vß

Das man den würmen macht eyn huß

Vnd durch der selen willen nüt

Důt / die doch leben můß all zyt /

Die sel hilfft nüt eyn kostlich grab

Oder das man groß marmel hab

Vnd vff henck schyltt / helm / bāner groß

Hie lyt eyn herr / ist woppens gnoß

Howt man jm dann jnn eynen steyn /

Der recht schyltt / ist eyn dotten beyn

Dar an würm / schlangē / krotten nagē /

Das woppen / keyser / buren / tragen

Vnd wer hie züht eyn feyßten wangst

Der spißt / syn wäpner aller langst /

Do ist eyn vähten / ryssen / brechen /

Die fründ sich vmb das gůt erstechen /

Welcher es gantz behaltten well

Die tüfel / sint gewisß der sel

Vnd důnt mit der wüst tryumphieren

Von eym bad jnn das ander füren /

Von yttel kelt / jnn ytel hytz /

Wir menschen leben gantz on wytz /

Das wir der sel / nit nämen war

Des libs wir sorgen yemer dar /

All erd die ist gesägnet gott

Wol lyt der / der do wol ist dott

Der hymel manchen dotten deckt

Der vnder keynen steyn sich streckt

Wie kund der han eyn schöner grab

Dem das gestyrn lücht oben ab /

Got fyndt die beyn zů syner zyt /

Wer wol styrbt / des grab ist das höhst /

Der sünder dot / der ist der bösst


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 221-226.
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