[93.]

Die wůcherer füren wild gewärb

Den armen synt sie ruch / vnd härb

Nitt achtens / das all weltt verdärb


93. wucher vnd furkouff

wucher vnd furkouff

Dem solt man griffen zů der huben

Vnd jm die zäcken wol ab kluben

Vnd ruppfen die fluckfäder vß

Der hynder sich koufft jnn syn huß

Alls wyn / vnd korn jm gantzen land

Vnd vörchtet weder sünd noch schand

Do mit eyn arm man nützet fynd

Vnd hungers sterb mit wib / vnd kynd[245]

Do durch so hat man yetz vil dür

Vnd ist / dann värnyg / böser hür

Nůn galt der wyn kum zehen pfundt

In eym monat es dar zů kundt

Das er yetz gyltet dryssig gern /

Alls gschicht / mit weyssen / rocken / kern /

Ich will vom übernütz nit schriben

Den man mit zynß / vnd gült důt triben

Mit lyhen / blätschkouff / vnd mit borgen

Manchē eyn pfundt / gewynt eyn morgē

Me dann es thůn eyn jor lang soltt

Man lyhet eym yetz müntz vmb goltt /

Für zehen schribt man eylff jnns bůch

Gar lydlich wer der juden gesůch

Aber sie mögen nit me bliben

Die krysten juden / sie vertriben

Mit juden spieß die selben rennen

Ich kenn vil die ich nit will nennen

Die triben doch wild kouffmanschatz

Vnd schwygt dar zů all reht / vnd gsatz /

Ir vil sich gen dem hagel neygen

Die lachend / vff den ryffen zeygen

Doch gschicht dar gegen ouch gar dick

Das mancher henckt sich an eyn strick /

Wer rich will syn / mit schad der gmeyn

Der ist eyn narr / doch nit alleyn /


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 245-246.
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