[Lieb' und Leid im leichten Leben]

[130] Lieb' und Leid im leichten Leben

Sich erheben, abwärts schweben,

Alles will das Herz umfangen

Nur verlangen, nie erlangen,


In den Spiegel all ihr Bilder

Blicket milder, blicket wilder

Jugend kann doch nichts versäumen

Fortzuträumen, fortzuschäumen.


Frühling muß mit süßen Blicken

Sie beglücken, sie berücken,

Sommer sie mit Frucht und Myrten,

Froh bewirten, froh umgürten.


Herbst muß ihr den Haushalt lehren,

Zu begehren, zu entbehren,

Winter, Winter lehr mich sterben

Mich verderben, Frühling erben.[130]


Wasser fallen um zu springen.

Um zu klingen, um zu singen,

Muß ich schweigen. Wie und wo?

Trüb und froh? nur so, so.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 130-131.
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