Frühes Liedchen

[129] Lieb' und Leid im leichten Leben

Sich erheben, abwärts schweben

Aus dem Spiegel schauen Bilder,

Blicken milder, blicken wilder.


In dem Strome Well' auf Welle

Sich geselle, trüb und helle,[129]

Schauet nieder arme Triebe

Hell und trübe ist die Liebe.


Frühling muß mit süßen Blicken

Mich entrücken den berücken

Sommer muß mit Frucht und Mirten

Mich bewirten und umgürten.


Herbst du sollst mich Haushalt lehren

Zu begehren zu entbehren

Winter lehre mich erwerben,

Gerne sterben, Frühling erben.


Wasser fallen um zu springen,

Um zu klingen um zu singen

Schweig' ich stille, denn zu sagen

Wäre wagen und entsagen.

Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 129-130.
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