Vader Arndt

[416] (1859)


Oll Vader Arndt, du oll dütsch Blot,

hüt warst du nägentig Johr!

Wat lett din slohwitt Poll di got,

wat is din Öller ror!


Dor liggt sonn kloren Frühjohrsschin

üm Ogen di un Bran.

Sonn blank Kron dreggst, keen König sin

kann neben din bestahn.


Den Ihrenkranz un Austkranz hett

üns' leewe Herrgott jo

up dine breede Stirn di sett't,

un dorvon lücht't se so.


De lücht't as Eddelsteen un Gold

hen dörch ganz Dütschland hüt.

Glik got, wat Landsmann, jung un olt,

de freugt sick, de dat süht.


Glik väl, ob Heß een odder Preuß,

ob ut dat baiersch Land,

ob ut't Hannoversch odder Reuß

un vun de ditmarsch Kant,
[416]

glik väl, ob ut Land Mäkelbörg,

...

dat heel oll Dütschland dörch un dörch

dat freugt sick hüt mit di.


Wi weet' dat woll jo lütt un grot

un in de Schol dat Kind,

wi weet' dat alltosam recht got,

wat wi di schüllig sünd;


in Storm un an dat Spill,

wua du to üns hest stahn, oll Mann,

mit Blücher un mit Schill,

wua du in'n Storm hest stahn.


Dat Wäder dat was rusig slimm,

de Blitz slög vör di dal,

di œwerst slög de Slag nich krümm;

fast stünnst du as een Pahl.


Väl stiwe Kirls smet üm un üm

dat Wäder, slög dat dal;

di œwerst slög keen Slag nich krümm,

fast stünnst du as een Pahl.


Fast stünnst du dor in Rat un Dat,

de rechte Mann wast du.

Din Wurt dat was de rechte Dat;

din Aust des ühst du nu.


Din Aust is Leew – sonn Leew, oll Mann,

dörch alle Tokünft furt,

sonn Leew, de Gold nich köpen kann

un keen Kommandowurt;


sonn Dank, de heel sin Hart hengifft,

solang din Volk kann stahn,[417]

sonn Dank, de noch lebendig blifft,

wenn du all lang vergahn!


Oll Vader Arndt, du dütsch oll Blot,

hüt warst du nägentig Johr!

Wat lett din slohwitt Poll di got,

wat is din Öller ror,


een Eddelsteen, gefat't in Leew,

dat een'n dat Hart sick lacht!

Un Gott, de nägentig Johr di gew,

makt vull dat Hunnert sacht.
[418]

Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 416-419.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon