Mops

[107] Um mich, nach vollbrachter Arbeit, wieder etwas zu erfrischen,

Setzt' ich mich, zur Frühlings-Zeit, jüngst bey blüh'nden Rosen-Büschen:

Und es setzte Mops, mein Hund, sich von ungefehr zu mir.

Ich ergetzte mich von Hertzen an der schönen Staude Zier,

Brach von allen eine Rose, deren Farb' am schönsten spielte,

Mit vergnügten Fingern ab.

Wie ich nun von ungefehr Mops sie vor die Augen hielte,

Und sie ihm zu riechen gab;

Kehrt' er Kopf und Schnautze weg. Ach! fiel mir hierüber ein:

Handeltest du, lieber Mops, so mit Bluhmen doch allein!

Aber so lässt mancher Mensch der Geschöpfe Schmuck und Pracht,

Mit nicht minder schneller Abkehr seiner Sinnen, aus der Acht;

Wollt ihr denn, vernünft'ge Menschen, Gottes Wercke, die so schön,

Anders nicht, als wie die Hunde, riechen, hören, schmecken, sehn?


Quelle:
Barthold Heinrich Brockes: Auszug der vornehmsten Gedichte aus dem Irdischen Vergnügen in Gott. Stuttgart 1965, S. 107-108.
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