Wohlgemeint wird abgelehnt

[45] Knopp verfügt sich weiter fort

Bis an einen andern Ort.

Da wohnt einer, den er kannte,

Der sich Küster Plünne nannte.


Wohlgemeint wird abgelehnt

Knopp der tritt durchs Gartengatter.

Siehe, da ist Hemdgeflatter,

Woraus sich entnehmen läßt:

Plünnens haben Wäschefest.
[45]

Wohlgemeint wird abgelehnt

Dieses findet Knopp bekräftigt

Dadurch, wie der Freund beschäftigt.


Wohlgemeint wird abgelehnt

Herzlich wird er aufgenommen.

Plünne rufet: »Ei, willkommen!
[46]

Wohlgemeint wird abgelehnt

Gleich besorg ich dir zu essen,

Halte mal das Kind indessen.«


Wohlgemeint wird abgelehnt

Knopp ist dieses etwas peinlich.

Plünne machet alles reinlich.
[47]

Wohlgemeint wird abgelehnt

Knopp der fühlt sich recht geniert.

Plünne hat derweil serviert.


Wohlgemeint wird abgelehnt

Jetzt eröffnet er das Bette

Der Familienlagerstätte.[48]

In dem Bette, warm und schön,

Sieht man eine Schale stehn.


Wohlgemeint wird abgelehnt

Nämlich dieses weiß ein jeder:

Wärmehaltig ist die Feder.

Hat man nun das Mittagessen

Nicht zu knappe zugemessen,

Und, gesetzt den Fall, es wären

Von den Bohnen oder Möhren

Oder, meinetwegen, Rüben

Ziemlich viel zurückgeblieben,

Dann so ist das allerbeste,

Daß man diese guten Reste

Aufbewahrt in einem Hafen,

Wo die guten Eltern schlafen,

Weil man, wenn der Abend naht,

Dann sogleich was Warmes hat.

Diese praktische Methode

Ist auch Plünnens ihre Mode.
[49]

Wohlgemeint wird abgelehnt

»So« – ruft Plünne – »Freund, nanu

Setz dich her und lange zu!«


Wohlgemeint wird abgelehnt

Knopp hat aber, wie man sieht,

Keinen rechten Appetit.
[50]

Wohlgemeint wird abgelehnt

Schnell verläßt er diesen Ort

und begibt sich weiter fort.


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 45-51.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Abenteuer eines Junggesellen
Abenteuer eines Junggesellen.
Abenteuer Eines Junggesellen (German Edition)

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon