Erstes Kapitel

Erstes Kapitel

[297] Sintemalen denn alles beisammen allhier:

Feder, Tinte, Tobak und Papier;

So wollen wir dem Hieronymus Jobsen –

Nachdem wir uns eine Pfeife gestopsen –

Sein Leben, Lernen, Leiden und Lieben

Und was er sonsten allhier getrieben,

Mit allem Fleiße aufnotieren

Und standesgemäß zu skizzieren probieren. –


Erstes Kapitel

Dies hier ist Jobs, der Herr Senater,

Des Hieronymus zukünftiger Vater. –


Erstes Kapitel

[297] Die Frau Senaterin aber war

Eine geborene Plappelplar;

Mit welcher indessen der treue Gatte

Bis dato nur weibliche Kinder hatte. –

Darum so war ihr Streben und Sinnen,

Demnächst einen Knaben sich zu gewinnen.


Erstes Kapitel

Einst, als die Frau Senaterin Jobs

Im Bette schlief, recht sanft gottlobs!

Da war ihr so, als wenn ihr so wär,

Als hätte sie mit vieler Beschwer

Ein großes allmächtiges Tutehorn

Statt eines kleinen Kindes geborn. –
[298]

Erstes Kapitel

Drei Wochen nach diesem Traumgesicht

Begab sich ein kleiner Jobs ans Licht. –

Wie freut sich der betreffende Vater,

Nämlich Jobs, der alte Senater.


Erstes Kapitel

Es eilten herbei mit freudigem Schnattern

Alle die Tanten, Basen, Gevattern.

Sie sagten, daß es auf ihre Ehre

Ein ganzer reizender Knabe wäre. –

Drauf, als Frau Jobs in ihrer Art

Den neulich gehabten Traum offenbart,

Hub alles die Hände in die Höh:

»Grundgütigerohjemineh!

Was wäre denn das? Was wäre denn das?

So was bedeutet sicher was!«

Frau Schnepperle sprach mit weisem Ton:

»Ja ja! Da bringt mich keiner von!

Frau Schnatrin, glauben Sie es nur:

Ein Traum, der kommt aus der Natur!«
[299]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 297-300.
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