Romanze

[463] Es war einmal ein Schneiderlein

Mit Nadel und mit Scher,

Der liebt ein Mädel hübsch und fein

So sehr, ach Gott, so sehr.


Romanze

Er kam zu ihr in später Stund

Und red't so hin und her,

Ob er ihr etwa helfen kunnt

Mit Nadel und mit Scher.

Romanze

Da dreht das Mädel sich herum:

»O je, o jemine!

Deine Nadel ist ja schon ganz krumm,

Geh geh, mein Schneider, geh!«


Romanze

[463] Der Schneider schrie: »Du falsche Dirn,

Hätt ich dich nie gekannt!«


Romanze

Er kauft sich einen Faden Zwirn

Und hängt sich an die Wand.
[464]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 463-465.
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