[183] Mit kühnem Mut aus seinem Bett
Schwingt sich der Turner Hoppenstedt.
[183] Schon ist das Hantelpaar bereit
Zu frisch-fromm-freier Tätigkeit.
Der Bizeps wird zuerst geübt,
Er, der dem Arm die Spannkraft gibt.
Einseitig aber ist der Mann,
Der's nicht mit beiden Händen kann.
[184]
Stramm sei der Nacken, daß man trage
Das Vollgewicht in kühner Wage.
Besonders auch versäumt er nie
Des Beines Muskelenergie.[185]
Derweil sitzt unten beim Kaffee
Herr Meck und deutet in die Höh'.
Es wächst die Kraft. – Doch unten hier
Liest Vater Meck in dem Kurier.[186]
Und kracks! – zu groß wird das Gewicht;
Die Decke trägt es nicht – und – bricht.
Und Hoppenstedt, wie er sich stemme,
Saust schon in Topf und Butterbemme.
[187]
Man läuft, man fällt nach allen Seiten,
Und Hoppenstedt fängt an zu reiten.
Er eilt hinaus mit schnellem Schritt,
Und Topf und Butter eilen mit.
[188]
Am schlimmsten aber – oh! oh! oh! –
Erging es dem guten Fidelio.
[189]
Buchempfehlung
Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.
98 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro