[171] Einszweidrei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit. –
Unsre dicke, nette Jule
Geht bereits schon in die Schule,
Und mit teilnahmsvollem Sinn
Schaut sie gern nach Knaben hin.
[171]
Einer, der ihr nicht gefiel,
Das ist Dietchen Klingebiel.
Peter Sutitt, frech und dick,
Hat natürlich auch kein Glück.
Ferdinandchen Mickefett
Scheint ihr nicht besonders nett.
Försters Fritze, blond und kraus,
Ja, der sieht schon besser aus.
[172]
Keiner kann wie er so schön
Grade auf dem Kopfe stehen;
Und das Julchen lacht und spricht:
»So wie Fritze könnt ihr's nicht!«
[173]
Kränkend ist ein solches Wort.
Julchen eilt geschwinde fort.
Knubbs! Da stoßen die drei Knaben
Julchen in den feuchten Graben,
[174]
Und sie fühlen sich entzückt,
Daß der Streich so gut geglückt.
Wartet nur, da kommt der Fritze!
Schwapp, sie liegen in der Pfütze.
[175]
Fritz ist brav und sanft und spricht:
»Gutes Julchen, weine nicht!«
Julchens Kleid ist zu beklagen.
Knopp der muß die Kosten tragen.
[176]
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
|
Buchempfehlung
Kammerspiel in drei Akten. Der Student Arkenholz und der Greis Hummel nehmen an den Gespenstersoirees eines Oberst teil und werden Zeuge und Protagonist brisanter Enthüllungen. Strindberg setzt die verzerrten Traumdimensionen seiner Figuren in steten Konflikt mit szenisch realen Bildern. Fließende Übergänge vom alltäglich Trivialem in absurde Traumebenen entlarven Fiktionen des bürgerlich-aristokratischen Milieus.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro