Böse Knaben

Böse Knaben

[171] Einszweidrei, im Sauseschritt

Läuft die Zeit; wir laufen mit. –


Böse Knaben

Unsre dicke, nette Jule

Geht bereits schon in die Schule,

Und mit teilnahmsvollem Sinn

Schaut sie gern nach Knaben hin.
[171]

Böse Knaben

Einer, der ihr nicht gefiel,

Das ist Dietchen Klingebiel.


Böse Knaben

Peter Sutitt, frech und dick,

Hat natürlich auch kein Glück.


Böse Knaben

Ferdinandchen Mickefett

Scheint ihr nicht besonders nett.


Böse Knaben

Försters Fritze, blond und kraus,

Ja, der sieht schon besser aus.
[172]

Böse Knaben

Keiner kann wie er so schön

Grade auf dem Kopfe stehen;


Böse Knaben

Und das Julchen lacht und spricht:

»So wie Fritze könnt ihr's nicht!«
[173]

Böse Knaben

Kränkend ist ein solches Wort.

Julchen eilt geschwinde fort.


Böse Knaben

Knubbs! Da stoßen die drei Knaben

Julchen in den feuchten Graben,
[174]

Böse Knaben

Und sie fühlen sich entzückt,

Daß der Streich so gut geglückt.


Böse Knaben

Wartet nur, da kommt der Fritze!

Schwapp, sie liegen in der Pfütze.
[175]

Böse Knaben

Fritz ist brav und sanft und spricht:

»Gutes Julchen, weine nicht!«


Böse Knaben

Julchens Kleid ist zu beklagen.

Knopp der muß die Kosten tragen.
[176]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 171-177.
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