[171] Einszweidrei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit. –
Unsre dicke, nette Jule
Geht bereits schon in die Schule,
Und mit teilnahmsvollem Sinn
Schaut sie gern nach Knaben hin.
[171]
Einer, der ihr nicht gefiel,
Das ist Dietchen Klingebiel.
Peter Sutitt, frech und dick,
Hat natürlich auch kein Glück.
Ferdinandchen Mickefett
Scheint ihr nicht besonders nett.
Försters Fritze, blond und kraus,
Ja, der sieht schon besser aus.
[172]
Keiner kann wie er so schön
Grade auf dem Kopfe stehen;
Und das Julchen lacht und spricht:
»So wie Fritze könnt ihr's nicht!«
[173]
Kränkend ist ein solches Wort.
Julchen eilt geschwinde fort.
Knubbs! Da stoßen die drei Knaben
Julchen in den feuchten Graben,
[174]
Und sie fühlen sich entzückt,
Daß der Streich so gut geglückt.
Wartet nur, da kommt der Fritze!
Schwapp, sie liegen in der Pfütze.
[175]
Fritz ist brav und sanft und spricht:
»Gutes Julchen, weine nicht!«
Julchens Kleid ist zu beklagen.
Knopp der muß die Kosten tragen.
[176]
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
|
Buchempfehlung
Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.
110 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro