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[227] 1466. An Johanna Keßler
Mechtshausen 12. Sept. 1904.
Liebste Tante!
Hoffentlich gehen Sie mit geregelter Dienstbotenfrage in den kommenden Winter hinein. Auch meine vielbeschäftigte Nichte litt letzther an der nämlichen Frage und zwar grad zu der Zeit, als Beeren und Gemüse auf das Einmachen warteten. Da kamen ihr denn die weiblichen Besuche aus Verden und Münster sehr gelegen zu Hülfe. Ich selber, ohne die Störung zu merken, wandelte, von der Sonne durchwärmt, so behaglich im Garten herum, daß mir das Leben noch immer nicht übel schien. Nun aber fallen die Blätter, das Feld wird leer, und schon zieht der Dampf der ersten Kartoffelfeuer weithin an dem Berge entlang. Vom kurzen Rest der Jahre geht wieder ein Stückchen zu Ende. Nun ja! Wenn es demnächst sein muß, werd ich ja wohl von den angenehmen Dingen dieser Welt, darunter einigen Menschen, die mir lieb geworden, freundlich und dankbar zu scheiden wißen.
Inzwischen, liebste Tante, derweil ich noch lebe, sag ich Ihnen und all den Ihrigen meine herzlichsten Grüße.
Stets Ihr getreuer Onkel
Wilhelm.