Der Wiedergänger

[336] Es fand der geizige Bauer Kniep

Im Grabe keine Ruhe.

Die Sehnsucht nach dem Gelde trieb

Ihn wieder zu seiner Truhe.


Die Erben wollten diesen Gast

Im Haus durchaus nicht haben,

Weil ihnen der Verkehr verhaßt

Mit einem, der schon begraben.


Sie dachten, vor Drudenfuß und Kreuz

Ergebenst verschwinden sollt er.

Er aber vollführte seinerseits

Nur um so mehr Gepolter.


Zum Glück kam gerade zugereist

Ein Meister, der vieles erkundet.

Der hat gar schlau den bösen Geist

In einem Faß verspundet.


Man fuhr es bequem, als wär es leer,

Bis an ein fließend Gewässer.

Da plötzlich machte sich Kniep so schwer

Wie zehn gefüllte Fässer.


Gottlieb, der Kutscher, wundert sich.

Nach rückwärts blickt er schnelle.

Wumm, knallt der Spund. Der Geist entwich

Und spukt an der alten Stelle.


Wie sonst besucht er jede Nacht

Die eisenbeschlagene Kiste

Und rumpelt, hustet, niest und lacht,

Als ob er von nichts was wüßte.


Kein Mittel erwies sich als probat.

Der Geist ward nur erboster.

Man trug, es blieb kein andrer Rat,

Den Kasten zum nächsten Kloster.
[337]

Der Pförtner sprach: Willkommen im Stift

Und herzlich guten Morgen!

Was Geld und böse Geister betrifft,

Das wollen wir schon besorgen.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 336-338.
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