Zweiter Auftritt

[40] Lysiart rechts vorn beobachtend. Eglantine.

Nr. 11. Recitativ und Duett.

Recitativ.


EGLANTINE.

Der Gruft entronnen, atm' ich wieder!

Ich halte dich, du unter Todesschauern,

Errungnes Unterpfand der süßen Rache!

Verhängnisvoller Ring, bezeuge du,

Daß Euryanthe Lieb' und Treu' verraten,

Und gräßlich büße, der mein Herz verwarf!

LYSIART für sich.

Was hör' ich? Glück! Willkommne Höllenkunde!

EGLANTINE.

Sie dürfen nie sich wiedersehn!

Der Schlag muß fallen wie aus heitrer Luft,

Zermalmen Liebe, Hoffnung, Glück,

In Ewigkeit von Adolar sie trennen!

Wie führ' ich diesen Schlag?


Blitz.


LYSIART rasch hervortretend.

Durch meine Hand!


Donner, tiefstes Dunkel.


EGLANTINE zu seiner Linken.

Ich bin verloren!

LYSIART.

Ruhig, ruhig, Bundgenossin;

EGLANTINE.

Was willst du mir?

LYSIART.

Dein finstres Werk vollziehn.

Noch heut' sollst du die Feindin elend sehn,

Und Adolar gestraft, der dich gekränkt.

EGLANTINE.

Du hast mir mein Geheimnis abgelauscht!

LYSIART sich vor ihr beugend.

Zur Sühne beut dir Forest seine Hand,

Die Fesseln wandl' ich in ein Rosenband.

Beherrschen sollst du diese reichen Gauen,

Heil, Ehre, Leben darfst du mir vertrauen![40]

EGLANTINE.

Und sprichst du wahr?

LYSIART.

Bei Rache, Wut und Glut

Des ew'gen Hasses, ja!

EGLANTINE.

Ich glaube dir!

Duett.


EGLANTINE.

Komm denn, unser Leid zu rächen,

Enden soll der Seele Qual!

LYSIART.

Nimm mein feierlich Versprechen,

Rächer werd' ich und Gemahl!

EGLANTINE.

Trostlos muß sie untergehn,

Die mein Leben mir geraubt!

LYSIART.

In dem Staub muß ich ihn sehn,

Der zu Sternen hob sein Haupt!

EGLANTINE.

Trostlos muß sie untergehn,

Die mein Leben mir geraubt!

Komm denn, unser Leid zu rächen,

Enden soll der Seele Qual!

LYSIART.

In dem Staub muß ich ihn sehn,

Der zu Sternen hob sein Haupt!

Nimm mein feierlich Versprechen,

Enden soll der Seele Qual!

BEIDE.

Dunkle Nacht, du hörst den Schwur!

Sei mit unsrer That im Bunde!

Dunkle Nacht, du hörst den Schwur!

Ja, es schlägt der Rache Stunde,

Rache, Rache atm' ich nur!

Ja, es schlägt der Rache Stunde,

Sei mit unsrer That im Bunde,

Dunkle Nacht! dunkle Nacht!

Nacht, du hörst den Schwur?

Rache atm' ich nur!


Beide ab rechts hinten.


[41] Verwandlung.

Festlich erleuchtete Säulenhalle des Königsschlosses. In der Mitte ein offener Altan mit der Aussicht auf eine Mondlandschaft; Mitte rechts (offen) zum Innern des Schlosses; Mitte links (offen) allgemeiner Eingang. Vor den Eingängen eine Estrade, zu der einige Stufen führen, in der ganzen Breite des Saales. Vor der Estrade zwei Kandelaber mit brennenden Lichtern. Ein Kronleuchter mit brennenden Lichtern.


Quelle:
Carl Maria von Weber: Euryanthe. Leipzig [o.J.], S. 40-42.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

L'Arronge, Adolph

Hasemann's Töchter. Volksstück in 4 Akten

Hasemann's Töchter. Volksstück in 4 Akten

Als leichte Unterhaltung verhohlene Gesellschaftskritik

78 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon