Kleine, mit den großen Nixenaugen

[37] Kleine, mit den großen Nixenaugen,

Mit dem bleichen, somnambulen Antlitz,

Mit der schweren, goldnen Flechtenkrone,

Schmiege Deine Wange an die meine,

Sag' mir noch einmal die trauten Worte:

»Dein für immer, Dein für immer!«


Sieh, so seltsam, so erstaunlich dünkt's mir,

Daß gerade Du, das vielgeliebte,

Wohlgehegte, sorgenlose Schoßkind

Für den unruhvollen, rätselhaften,

Hirngepeitschten Schwärmer Liebe fühlst.


Presse Deinen Mund, den kleinen, heißen,

Innig an mein Ohr, und leise, leise,

Daß es niemand hört auf dieser Erde,

Auf der kühlen, spöttisch klugen Erde,

Sag' mir noch einmal die trauten Worte:

»Dein für immer, Dein für immer!«


Quelle:
Felix Dörmann: Neurotica, München und Leipzig 1914, S. 37-38.
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