Frewden-Gesang bey des Durchläuchtigsten vnd Hochgebohrnen Fürsten vnd Herrn H. Friedrich Wilhelmen Churfürsten etc. erfrewlicher Ankunfft in Fr. Vrsula Pärsin S.H. Aderbachen hinterlassenen Wittiben Garten

[171] den 2. Iunii 1642.


Waß kan ich noch erwarten?

Waß fehlet mir wol mehr,

Nun, du Held, meinem Garten

Erzeigst die Gnad vnd Ehr?

Vnd trägstu kein Bedencken

Dich, o du Licht der Zeit,

So tieff herab zu sencken

Zu dieser Niedrigheit?


Komm gnädigst eingefahren,

Mein thewrer Fürst vnd Herr!

Wie soll ich mich gebahren?

Vor hielte Jupiter

Es ihm für keine Schande

Zu gehn zur Baucis hin;

Du kompst, O Trost der Lande,

Zu Deiner Dienerin.


Lach, o du Glantz der Sonnen,

Lach schöner alß zuvor!

Komm, Pregel, sanfft geronnen,

Heb ietzt dein Haupt empor,

Ein grosses Haupt der Erden

Der Helden Glantz vnd Zier,

Alß war, ist vnd mag werden,

Zeucht gnädigst ein bey mir.


Ihr Bäume sampt den Zweigen,

Ihr Blumen, Graß vnd Kraut,

Ihr müsst für ihm euch neigen,

Der sich ietzt euch vertrawt;

Die wilde Linden müssen

Ihm hohe Cedern seyn,

Der Pregel sich ergiessen

Mit Honig, Milch vnd Wein.


Waß soll ich nun erweisen,

Daß deiner Pracht gefellt?

Mit waß Getränck vnd Speisen

Bewirt ich dich, o Held,

Waß find ich dich zu stillen

Ohn Demuht, Pflicht vnd Schuld?

Nimm auff den reinen Willen

Vnd habe nur Gedult!


Dich, Churfürst, wil ich singen,

Wil vor dem Höchsten stehn

Vnd Thränen vor ihn bringen

Nur vmb dein Wolergehn;

Dein werthes Hauß wirdt grünen,

Dir werden Flüß vnd Städt

Vnd Länder ewig dienen,

Herr, auch durch mein Gebeht.
[171]

Nur laß auch ferner scheinen

Ach! einer Witwen nur

Vnd allen lieben meinen

Die Sonne für vnd für!

Leid, Herr, nach GnadenSinnen

Vnd deiner Väter Brauch

Vmb deine Dienerinnen

Die Adersbachin auch.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 2, Halle a.d.S. 1937, S. 171-172.
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