Klag- vnd Trost-Lied Vnter der Person Ihrer Churfl. Durchlauchtigkeit Elisabeth Charlotten, etc. etc. Bey Fürstlicher Leichbegängnüß, Deß Weiland Durchlauchtigsten Hochgebornen Fürsten vnd Herrn, Hn. Georg Wilhelmen,

Des H. Röm. Reichs Ertz-Cämmerers vnd Churfürsten, Hertzogen in Preussen, etc. etc. Ihres seligen lieben Gemahles, Welcher den 1/11. Martii 1642. beigesetzet zu Königsberg in Preussen, Auff die Melodey des 101. Psalms Ambrosii Lobwassers gerichtet

[163] Dein Zorn wil, Herr, mir vnerträglich werden,

Ich sincke hin gedrucket biß zur Erden,

Die schwere Last heisst in mir Marck vnd Bein

Nicht tauglich seyn.


Wenn du ergrimmst, so muß das Erdreich zittern,

Der Berge Grund aus schrecken sich erschüttern,

Die wilde See zu fliehen seyn bedacht

Für deiner Macht.


Du darffst herab nicht eins recht zornig schawen,

So brennen schon Gepüsche, Feld vnd Awen,

Der Tannen Zier, der schöne Cedern-Waldt

Ist vngestalt.


Du lässest Städt' vnd gantze Völcker heulen,

Vnd reissest vmb der Länder starcke Seulen,

Du tödtest, was in Nöthen vnd Gefahr

Für Mawren war.


Wie hastu mich so kläglich zugerichtet?

Mein Haupt ist hin, mein ansehn ligt zernichtet,

Die Krohne, so mich vormals hoch geziert,

Wird nicht gespürt.


Ich wil mich nur mit Witwen-Kleidern tragen,

Vnd anders nicht beginnen, als mich klagen.

Wer Wollust liebt vnd Frewde sucht, der hat

Bey mir nicht stat.


Ihr Witwen kompt, Ihr [Bilder meiner Schmertzen],

Auch die jhr geht mit sonst bedrucktem Hertzen,

Kompt, saget mir den Jammer vnd Beschwer

Mit Wehmuth her.
[164]

Ihr findet hie, der Noth nach, ewres gleichen,

Ich werd' euch nicht in Klag vnd Schmertzen weichen,

Vnd kan vieleicht in nicht gemeiner Pein

Auch Fürstin seyn.


Du aber, Gott, erkennest meine Zehren

Vnd wirst zuletzt mir dennoch Trost gewehren,

Nicht machen, daß auch deine Vater-Trew

Begraben sey.


Laß deine Ruh mir doch im Hertzen walten,

Ich wil nur dich für meine Zuflucht halten,

Es ist ja sonst mit allem Thun der Welt

Zu schlecht bestellt.


Hie muß Gewalt und Herrligkeit vergehen,

Der herrschet erst, der fest in Gott kan stehen,

Dieß Reich wird seyn, wenn Zeit, Welt, Krohn vnd Pracht

Giebt gute Nacht.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 2, Halle a.d.S. 1937, S. 163-165.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Neukirch, Benjamin

Gedichte und Satiren

Gedichte und Satiren

»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

162 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon