Bey Adelicher Leichbegängnus des WolEdelgebornen Sigißmunden, Seiner HochEdel Gestr. Herrl. Herrn Ahasverus von Brandten Churfl. Durchl. zu Brandenburg, etc. Regiments-Rahts vnd OberMarschallen hertzgeliebten Söhnleins, welches im Herrn eingeschlaffen den 27. Aprilis 1641. im 6. Jahr seines Alters

[65] Laß sterben, was bald sterben kan!

Die Welt ist so beschaffen,

Daß dem erst wol ist umb vnd an,

Der seelig eingeschlaffen:

Was wohnen hie für Plagen nicht,

Die vns doch auch aus diesem Liecht

Nach vielem Leid erst raffen?


Wir gehen alle diesen Gang.

Ein Dampff nur wirfft vns nieder

Vnd machet uns wol sterbe-kranck,

Entfleischet alle Glieder:

Dann nimbt nach grosser Angst vnd Pein

Der Tod uns sämptlich zu sich ein,

Vnd schicket keinen wieder.


Weil ich nun dieses richtig weis,

Was hab' ich dessen Frommen,

Ob ich ein Kind, ob ich ein Greiß

Von hie werd' hingenommen?

Wer zeitig stirbt, hat minder Noht,

Kan vielem Vnfall durch den Todt

Fein aus dem Wege kommen.


Sein unbeflecktes Vnschuld-Kleid

Wird dort jhn hoch erheben,

Vnd auch für vielen Alten weit

Des Vorzugs Preis ihm geben;

Der heilgen Engel weisse Schaar,

Die hie stets sein Geleits-Volck war,

Wird dort auch umb jhn schweben.


Laß sterben, was bald sterben kan!

Gott läst gebohren werden,

Gebeut nicht minder auch, wenn man

Sol scheiden von der Erden:

Wer klug ist, giebt Ihm Ehr vnd Preis,

Vnd sieht, daß er zu folgen weiß

Mit frewdigen Geberden.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 65.
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