An Bluhm zum Namenstage seiner Frau Sybilla

Herr Heinrich Albert, ich, Herr Fauljoch und darneben

Herr Robertin, sind heut entschlossen recht zu leben,

Und zwar bey euch, Herr Bluhm, als dem nichts liebers ist,

Denn daß man ohne Scheu, ohn Heucheley und List

Auf diesen Tag zu euch mag vor die Pfanne kommen

Und thun, was Redlichkeit und wahre Treu der Frommen

Zu thun erlaubet hat. Herr Robert, unser Hertz,

Bringt weise Tischgespräch, Herr Fauljoch treugen Schertz,

Herr Heinrich lässet wo ein Instrument herholen

Und spielet uns was auf. Ich streich auf der Violen,

Der Endschaft meiner Pein und Mutter meiner Ruh,

Und hätt ich eine Stimm, ich sing auch wohl dazu.

Wir Armen, die wir hier das Elend müssen bauen,

Was sind wir, wenn wir nicht einander wolten trauen

Und gute Freunde seyn. Die stets nur vor sich hin

Und Menschen-scheue sind, was thun die ihrem Sinn

Vor Leid und Pein nicht an! Sie haben sich verziehen

Des Rechtes der Natur, die anfangs uns verliehen

Vnd noch will, daß ein Mensch den andern suchen soll,

Mit welchem er, es geh ihm übel oder wohl,

Zusammenhalten mag. Wir sehen an den Sternen,

Wie daß sie Freunde sind. Die Wolcken ziehn von Fernen

Wie in Gesellschaft fort, die schnellen Fisch im Meer,

Die Vögel in der Luft beschließen auch ein Heer

Und streichen also hin, das Wild geht in den Wäldern

Gepart in großer Zahl, das Horn-Vieh auf den Feldern

Kan niehmals eintzeln seyn; der Mensch entschläget sich

Der Güter oft, wozu Gott ihn und mich und dich

Gar weißlich hat gemacht. Laßt uns zusammenhalten,

So wird die Freude mehr, das Unglück minder walten,

Als wo man einsam ist. Was aber fällt mir ein?

Wenn kommt Sybillen Tag? Ihr müsst gebunden seyn.

Frau Bluhmin, morgen will sich euer Fest ansagen,

Der Tag, an welchem ihr sollt dieses Bändlein tragen,

An Zier und Ansehn schlecht, doch wenn ihr wissen wollt,

Das Band ist unser Hertz, der Will in uns das Gold,

Das reinlich gläntzet trotz den köstlichsten Metallen

Und was dem Auge schön auch sonsten mag gefallen.

Nehmt dieses so vorlieb und tragt es unbeschwehrt:

Wer Tugend liebt, hat nie ein besser Band begehrt.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 198-199,202.
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