Kalckstein-Brand, welcher sich zwischen ... Hn. Achatius von Brandt und J. Catharina von Kalckstein ... erhoben und 1647. 17. Wintermonat. zu Königsberg soll gelescht werden

Preussen hegt nun nicht allein

Demant-Stein',

Vnlängst hat zu gutter Stunden

Ein erhitzter Tugend-Brandt

Wie bekandt

Eine Kalckstein-Ader funden.


Ihre Pflantz ist jmmerdar

Kalckstein zwar,

Ihm nur ist Sie Alabaster:

Gebt Ihm aber rund vnd schlecht'

Hierinn recht,

Also jrren ist kein Laster.
[197]

Hieraus, spricht Er, hätte baß

Phidias

Selbs Minerven Bild gehawen,

Venus ist nach langem Fleiß

Also weiß

Vnd so Purpur-roht zu schawen.


Aber nach der Sternen Schluß

Sol vnd muß

Diese Kalck-Pflantz in das Fewer.

Was thut Brandt? er widerstrebt

Vnd erbebt

Vber diesem Vngehewer.


Zwar ich geb', o Himmel, stat

Deinem Raht,

Spricht Er, doch mit dem Bescheide,

Daß Ihr mein Brandt mög' allein

Dienlich seyn

Vnd Sie sonst kein Fewer leide.


Aetna wütet selbs nicht so,

Als die Loh,

Welche schlägt aus meinem Hertzen,

Die Glut hatte nicht das Schloß

Pergamos,

Brandt es gleich von tausent Kertzen.


Kalckstein-öfen sind, ich weis,

Nicht so heis,

Lasst Sie meine Hitz' erst fühlen,

Sie wird Ihr sehn alle Krafft

Weggerafft

Vnd sich wünschen offt zu kühlen.


Seine Bitte wird begnügt,

Darumb liegt

Sie in seinen Hertzens-Flammen,

Er legt eifrig vnd ohn Rhue

Fewer zu,

Das schlägt über Sie zusammen.


Sonst, nimmt wo der wilde Brandt

Vberhand,

Da ist grosse Noht zugegen:

Dieser Brandt wird nur allein

Dienlich seyn

Vnd viel tausent Lust erregen.


Kalck ist alsobald nicht gut

Nach der Glut,

Er muß erst geleschet werden,

Brennt vnd lescht, bawt mit der Zeit

Beyderseit

Tugend-Tempel nur auff Erden!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 195-198.
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