Aus dem Frantzösischen: Rosette pour un peu d'absence Vostre cœur vous avez changé

Vor 1650.


Wir waren etwas nur von sammen,

Rosett', und du bist umbgewandt,

So heg' ich auch nun andre Flammen,

Weil ich dein' Vntrew hab' erkandt.

Ich wil mich nimmer mehr vertrawen

So leicht gesinnter Freundlichheit,

Wir wollen, falsche Schäffrin, schawen,

Wen dis zum ersten noch gerewt.


Weil ich in Thränen schier bin blieben,

Hab' allem, was uns trennt, geflucht,

Wilst du nur aus Gewohnheit lieben,

Vnd hast dir newe Gunst gesucht;

Kein Wetter-Hahn lässt so sich drehen

Von Winden, in so kurtzer Zeit,

Wir wollen, falsche Schäffrin, sehen,

Wehn dies zum ersten noch gerewt.


Wo ist der ThränenGuß, die Schmertzen,

Die Zusag', als ich von dir schied?

Rührt dies nun auch aus falschem Hertzen,

Wenn man die Liebste weinen sieht?

Cupido! wer dir mehr wird trawen,

Den treffe Fluch und Hertzeleid!

Wir werden, falsche Schäffrin schawen,

Wehn dies zum ersten noch gerewt.


Der meinen Platz mir weg gekrieget,

Kan dich nicht lieben so, wie ich,

Vnd die ich ietzt lieb', überwieget

Mit Schönheit, Lieb' und Glauben dich;

Hilff deine newe Gunst bewahren,

Mit meiner hat es keinen Streit,

Doch wollen wir zuletzt erfahren,

Wehn dies zum ersten noch gerewt.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 241-242,244.
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