Bey Hochzeitlicher Ehren-Frewde Hn. Reinhold Nauwercks vnd Jungfr. Barbara Witpohlin

[124] 1643. 23. Wintermonat.


In seiner Liebsten Armen

Entschlaffen vnd erwarmen,

Ist, was in dieser Zeit

Vns einig noch erfreut:

Wann Gnüge, Schertz vnd Lachen

Vmb vnser Bett' her wachen,

Vnd man kein Licht erkennt,

Ohn was im Hertzen brennt.


Kein Vngemach vnd Leiden

Entsteht da zwischen beyden,

Ohn was die Lieb' erregt,

Die starck zum Fewer legt:

Sie bringt durch tausent Flammen

All' jhre Krafft zusammen,

Sucht Reitzung im Verdruß,

Im Mangel Vberfluß.


So ruht es sich ohn Sorgen,

Bis vmb den lichten Morgen

Der helle Tages-Schein

Zun Fenstern bricht herein,

Der sieht vns im Begnügen

Vmbarmt zusammen liegen,

Wir blasen Lieb' vnd Ruh

Im Schlaf einander zu.
[124]

Wer jhm hat vorgenommen

Der Heyraht zu entkommen,

Der siehet würdig nicht

Der Sonnen guldnes Liecht,

Sonst ist ja dieses Leben

Mit Sorg' vnd Quahl vmbgeben,

Wenn Heyraht auch entfällt,

Was sol vns diese Welt?


Nein, lasst vns, weil wir können,

Der keuschen Lieb' vns gönnen,

Durch die wir sämptlich sind,

Lasst Venus vnd jhr Kind,

Eh' als wir müssen alten,

In vnsern Hertzen walten,

Sprecht, wie ein jedes kan,

Im Tantz einander an!


Der grosse Drang im Reyen,

Die Seiten vnd Schallmeyen

Vnd des Getümmels Fug

Ertheilen Anlaß gnug,

Sucht Freundlichheit vnd Lachen

Das Wort für euch zu machen,

Wer hie kein Hertz zu hat,

Dem weiß ich keinen Raht.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 124-125.
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