Christoff Sternberg und Elisabeth Jennicke

[4] 24. Hornung 1653.


Jetzund fleuget das Geschrey,

Ein verirrtes Elend sey,

Da es etwa Fraß gesucht,

Her gejagt auff schneller Flucht


Vnd gebunden eingebracht

Daraus mancher Deutung macht,

Dieses werd ein Vorspuck seyn

Manches Elends, mancher Pein;


Wie denn jetzt schier jederman

Wunderzeichen sehen kan,

Vnd kein Stern den Himmel ziert,

Der was newes nicht gebiert.


Ist die Elends-Zeitung war,

Ich fürcht' hieraus nicht Gefahr,

Sondern daß es nicht gejagt

In mein Hauß, dieß wird beklagt.


Solche Deutung hielt' ich wehrt,

Hätt' es sich auff meinen Herd

Nur verlauffen jetzt voraus,

Da man feyret Hauß bey Hauß;


Da man, alsobald es tagt,

Nur nach Gastereyen fragt,

Vnd der Tisch mit Kost vnd Wein

Immer wil beladen seyn.


Ihr, Herr Bräutgam vnd Fr. Braut,

Die jhr auff den Höchsten schawt,

Werdet sonderlich nicht sehn

Auff die Wunder, so geschehn.


Die in Lieb auff Schlag vnd Wind

Fest in sich veranckert sind,

Sind wie Stal vnd vnbewegt,

Was Gefahr die Zeit erregt.


Fiel ein Himmel auff sie her,

Spielt' auff sie ein wildes Meer

Vnd was Stein vnd Mawren bricht:

Eines läßt vom andern nicht.


Hero vnd Leanders Band

Ward es durch die See getrant?

Sie, die ärmste hätte zwar

Doch nur wegen sein Gefahr.


Nicht begieb dich, sprach sie, Kind,

In die Flut bey Sturm vnd Wind.

Wann der Mond' auff stillem Meer

Lächelt', schwimm zur Liebsten her.


Ach, die Lieb hält kein Geboht!

Er vertrawet sich der Noht,

Leget mit standhafftem Sinn

Seine Kleider von sich hin.


Ob des Monden halbes Licht

Gleich die schwangern Wolcken bricht,

Wirfft er sich doch nackt vnd bloß

In der Wellen tieffen Schoß.


Armer Jüngling, deine Glut

Brennt zwar mitten in der Flut,

Wütten Wind vnd Wellen sehr,

Deine Flammen wütten mehr.


Schade, daß das leichte Glück

An dir übet solchen Tück,

Vnd dein Fewer, das kein Raht

Zwingen kan, den Ausgang hat.


Schaw, des Vngewitters Graus

Lescht auch Sestos Fackel aus,

Wie mag dir zu muhte seyn

Mitten in der Todes-Pein?


Schreyest du? der Wellen Grimm

Höret keiner Klage Stimm,

Sie ist allzu weit von dir,

Der du ruffest für vnd für.


Hättst du doch die See geschewt,

Als die Nacht das Wetter drewt',

Jetzund werffen dich, o Noht!

Vmb die Wette Fluth vnd Tod.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 4-5.
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