Christoph Kerstein und Maria von Weinbeer

[258] 9. Jan. 1651.


Tantz, der du Gesetze

Vnsern Füssen giebst,

Hand-drück, Huld-Geschwätze,

Schertz und Liebe liebst,

Einig deinetwegen

Ist die Jugend hier,

Wünscht, du woltest regen

Deiner Lust Panier.
[258]

Weder Tranck noch Essen

Können bey ihr ein,

Alles wird vergessen,

Hat sie dich allein,

Sinnen, Augen, Ohren

Werden uns zuhauff

Gleichsam wie beschworen,

Zeucht dein Läger auff.


Wie die Bäum' im Lentzen

Von der Blüthe schwer,

Wie die Tauben gläntzen,

Wie ein Krieges-Heer:

So bist du zu schawen,

Tantz, wenn du dich rührst

Vnd an die Jungfrawen

Die Gesellen führst.


Auff, such zu begnügen

Dieses edle Paar,

Das sich jetzt wil fügen

Vmb das Newe Jahr,

Reg in ihren Sinnen

Dich mit newer Gunst,

Laß sie stets gewinnen

Keusche Gegen-Brunst.


Schaff, daß ihre Sachen

Wie im Tantze gehn,

Laß nur Lieb' und Lachen

Allzeit umb sie stehn!

Nichts so reich an Güte

Wird für sie begehrt,

Ihrer Tugend Blüte

Ist desselben wehrt.


Hierauff stimm Schalmeyen

Vnd Trompetten an,

Laß an deinen Reyen

Gehen was nur kan,

Leb' uns zu gefallen,

Angesehn, daß Welt,

Zeit und Tod sampt allen

Seinen Reyen hält.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 258-259.
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