Daniel Gericke und Marie Rohthaus

3. Hewmonat 1656.


Vmbgebet ewer Leid

Jetzt mit gewissen Schrancken:

Du grüne Sommer-Zeit,

Vertreib uns die Gedancken,

Dieß ist der kurtzen Freuden Art,

Sie hat nicht lange Ruh,

Auch du bereit nimmst deine Fahrt

Der Wage wieder zu.


Mach Anstand mit der Noht,

Die wir bißher geschewet,

Die Zeitung auch sey tod

Vnd alles was sie drewet,

Was künfftig kommen soll, laß seyn,

Gieb jedem seine Frist,

Gnug, daß man fühlen muß die Pein,

Wenn sie vorhanden ist.


Laß sich des Himmels Hauß

Mit weisser Seide kleiden,

Halt an den Sturm voraus

Bey diesen Hochzeit-Freuden,

Es werde nichts als Lust und Ruh

Auf diesen Tag geschawt,

Weh' alle Huld und Liebe zu

Dem Bräutgam und der Braut.
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Sieh ihre Gaben an,

Erkenn', ob auch auff Erden

Was angenehmers kan

Als sie gepaaret werden,

Gott hat in ungefärbter Trew

Selbst sie zu hauff gebracht,

Kein Plato hätte diese Frey,

Kein Sokrates erdacht.


Drumb laß den Liebes-Wind

Durch beyder Hertzen dringen,

Vnd ihn, das Freuden-Kind,

Den Braut-Tantz, heller klingen.

Thu auff, o Himmel, deinen Schoß,

Laß dich mit ihnen ein,

Vnd mach, daß sie an Saamen groß

Vnd reich an Gütern seyn.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 81-82,96-97.
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