Michael Matthias und Ursula Reinhart

11./21. Febr. 1658.


Bin ich dessen auch wol wehrt,

Daß man meinen Reim begehrt

Vmb der Spreen Rand zu lesen?

Ich mag wehrt seyn oder nicht,

Gnug, das jemals mein Geticht

Ist so angenehm gewesen.


Dieses ist was mir gefällt,

Weil mein Reichthum nicht ist Geld,

So am meisten itzt muß strahlen,

Daß ich Freunden, welche mir

Förderlich sind da und hier,

Es mit Reimen kan bezahlen.
[125]

Herr Matthias, welchen itzt

Eine schöne Lieb erhitzt,

Nimmermehr werd ich vergessen,

Was des Burckstorffs reiche Hand

(O daß er uns längst entwandt!)

Mir an Gutthat zugemessen.


Damals hiesse dich Berlin

Her zu uns in Preussen ziehn,

Ich bekam von ihm ein Schreiben,

Daß durch dich mir gutes Geld

Solte werden zugestellt,

Ich vermocht es kaum zu gläuben.


Endlich zahltest du mich aus.

O wie frölich war mein Haus!

Nirgends kunt ich es verschweigen.

Burckstorff, sang ich fort und fort,

Burckstorff ist mein Wind und Port,

Burckstorff hörte man mich geigen.


Nun, er schläfft die lange Nacht,

Vnd sein Geist ist loßgemacht

Von den Banden dieser Erden,

Ist in sein Gestirn gekehrt

Höher als wo Titan fährt

Mit des Tages schnellen Pferden.


Vnd ich sterb in seiner Schuld,

Edle Seele, nimm Gedult,

Fleuch mich undanckbar zu schelten.

Dein Vermögen war zu groß,

Ich hergegen arm und bloß,

Itzt wird dir es Gott vergelten.


Gleichwol dieses, was ich weiß,

Sey gewandt auf seinen Preiß,

Welcher ewig nicht sol sterben:

Deinen Namen breit ich aus,

Daß er durch der Erden Haus

Stets sol neue Krafft erwerben.


Burckstorff, sing ich, ist bekandt,

Er und seine freye Hand

Vnd sein liebreiches Gemühte,

Daß so mancher in der Welt

Itzt noch Ehr und Brodt erhält,

Solches danckt Er seiner Güte.


Aber, du Herr Bräutigam,

Der mir auch zu statten kam,

Daß ich damals ward erfreuet,

Aber es noch nicht erkandt

Bis auff deinen Heyrahts-stand,

Dieses hat mich offt gereuet.


Itzund bin ich hertzlich froh,

Daß ich deiner keuschen Loh

Ein danckbares Lied sol stellen,

Hätt ich nur die Krafft darzu

Vnd für meiner Kranckheit ruh,

Die mit ernst mich sucht zu fällen.


Wär ich, der ich vormals war,

Trüge noch kein graues Haar,

Herr, ich wolte zierlich singen,

Wolte dich und deine Braut,

So dir ehlich wird vertraut,

Auf die späte Nachwelt bringen.


Deine Still und Frömmigkeit

Vnd die Vorsicht, die allzeit

Mich sampt allen hat gefangen,

Vnd was mehr von guter Kunst

Dir erwirbt der Fürsten Gunst,

Würd in meinen Liedern prangen.


Deiner hohen Ehren Stand

Würde schwer sein meiner Hand,

Dennoch wolt ich ihn erheben,

Deiner Liebsten Zucht und Zier

Würde Fug und Anlaß mir

Mich empor zu schwingen geben.


Ihre Gottesfurcht voraus,

Dann auch ihrer Eltern Haus,

Ihres Vaters große Gaben,

Die allein die Vrsach sind,

Daß des Fürsten Gnaden-Wind

Ihn zu diesem Glück erhaben.


Endlich auch der Mutter Zier,

Art und Leben, die Sie dir

Hat gebildet und erzogen,

Diese Sitten, diesen Pracht

Vnd was dich verliebt gemacht

Vnd sie bloß von ihr gesogen,
[126]

Würd ich rühmen als ich weiß,

Venus solte mir den Preiß

Deß Poeten hiedurch geben.

Aber ach! mein Feder-kiel

Ist gantz unwehrt, und mein Spiel

Hangt umwirckt mit Spinne-weben.


Auch so halt ich euch bekandt

Mehr als reichlich ohn die Hand

Meiner oder sonst Poeten.

Lobt man auch der Sonnen schein?

Vnd ein unverfälschter Wein

Hat des Krantzes nicht von nöhten.


Eines füg ich nur darzu:

Gott sey eure Gnüg und Ruh,

Vnd gebiete seinem Segen,

Daß Er sich, wie ihr begehrt,

In die Wieg und auf den Heerd

Allzeit reichlich möge legen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 118-119,125-127.
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