Bei Sedan

[430] 1.

Bei Bazeilles, bei Balan hin und her,

Wie rangen doch meine Bayern schwer!


Da traf ich am Graben, im Schützenkampf, –

– Kaum sah man die Brücke vor grauem Dampf –


Am zerschoss'nen Zaun, von dem Park nicht weit,

Den Hauptmann, den Freund aus der Jugendzeit!


»Freund Felix, du hast dein altes Glück!

Heut' schaust du des Krieges schönstes Stück!


Die Sachsen, so heißt es, sind schon ganz nah: –

– Avancieren, Hornist! – und die Garden sind da!


Wir fangen sie, hoff' ich, auf einen Schlag:

Das wird meines Lebens schönster Tag.«
[430]

2.

Zwei Stunden darauf, da brachten sie

Mir sterbend den Hauptmann nach Donchery.


»Ist's wahr, Freund?« forscht' er mit mattem Ton.

»Ja! – gefangen der Kaiser und Mac Mahon,


Und das ganze Heer – hunderttausend Mann!«

»Ich sterbe – grüß' mir den von der Tann


Und wer an der Isar mein denken mag: – –

Das war meines Lebens schönster Tag!«

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 430-431.
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