[Ich bitte dich, o Mutter]

[252] Ich bitte dich, o Mutter,

Ich bitte flehentlich:

Nicht huldige dem Stolze

Mit ungebeugtem Sinne,

Nicht opfere die Tochter

Unseligem Gewinne,

Nicht einem ungeliebten

Gemahl vereine mich!


Zwar werd' ich oft, o Mutter,

Vereinst du diesem mich,

Dir zum Besuch erscheinen,

Doch nicht zu meines Herzens

Ergötzen und des deinen;

Ich werde Thränen weinen

Des Grames und des Vorwurfs

Viel tausend bitterlich.


Doch giebst du mich, o Mutter,

Dem Manne meiner Wahl,

Ich komme nicht so häufig,

Die allzu rein Beglückte;

Wofern ich aber komme,

Nicht eine Thräne wein' ich;

Ich komme mit des Dankes,

Der Freude hellem Strahl.

Quelle:
Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 252-253.
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