[Nicht Würde, Macht und Hoheit]

[161] Nicht Würde, Macht und Hoheit,

Goldschätze nicht, noch Ruhm und Ehre will ich;

Nur einen trauten Busen

Zum überreichen Heilbescheere will ich.


In's Paradies der Liebe

Strebt meiner Sehnsucht nie gesenkte Schwinge;

In keines andern Edens

Zu stolze mir, zu kalte Sphäre will ich.


Geliebter Hand balsam'sche

Beschwichtigung für so viel herbe Wunden,

Die mir das Leben bohrte,

Das grausame, mit seinem Speere, will ich.
[161]

Für meine heißen Sinne

Mitheiße Sinn' und glühendes Verschmelzen,

Auf meiner Gruft Gedenkstein

Aus treuen Augen eine Zähre will ich.


Durch Feld und Aue schweif' ich,

Durchringe Berg und Thal und dürre Steppe;

Das stille Ruheplätzchen

Aufspüren, ach, das ich begehre, will ich.

Quelle:
Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 161-162.
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