Die Sonne läßt mich stehen

[457] Die Sonne sank, das Land ward rot,

Bis alles Feuer in dem Meer ertrank.

Ein Dämmerstreifen blieb. Der Tag ist tot.


Der Tag, der hier an mir vorübergeht –

Spurlos wie Luft, die über Wasser weht –

Der Tag sagt morgens schon und winkt: »Komm, es ist spät.


Eil dich, die Heimat und die Liebste flehen.«

Doch ach, die Sonne steigt und sinkt

Und läßt mich stehen.


(Makassar, 31. August 1914)


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 457.
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