Garten-Frühling 1915

[468] Das erste Gras am Wege fragt

Die junge Frau im Gartenwind:

»Kaum daß mein Halm zu grünen wagt,

Weil deine Augen glanzlos sind.


Fühlst du denn nicht die Frühlingsnacht?

Spricht nicht der junge Mond zu dir?

Dein Mund nicht wie im Vorjahr lacht,

Da gingst du mit dem Liebsten hier.


Warum kommt er nicht her zur Bank

Und legt den treuen Arm um dich,

Wie immer, wenn die Sonne sank?

Du bleibst so ernst, – ich fürchte mich« ...


(Garoet, April 1915)


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 468.
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