Der Schatten sieht die Gärten bedrohlich finster an

[279] Dem Sonnentag wuchs täglich kräftiger ein großer Schatten,

Liegt breit vom Weinberg an den Fluß herab,

Als zieht er jeden Baum zu sich hinab,

Es müssen die Blätter einmal von seinem Gewicht ermatten.

Er liegt wie eine Grube abgründig bei den Hecken,

Er fliegt mit den Wolken und dehnt sich aus Verstecken.

Der Schatten sieht die Gärten bedrohlich finster an,

Als ob er sich anschicken kann zu einer Macht,

Und nur Verliebte schreckt nicht in seinen Blicken die ewige Nacht.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 279-280.
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