Mein Schatz mit mir am Wege saß

[149] Bei Maßlieb und Spitzwegerich,

Bei einem grünen Berggelaß

Mein Schatz mit mir am Wege saß.

Die Luft um uns war minniglich.


Ich horchte zum Forellenbach,

Die Sonne angelte darin,

Manch Fischlein schnalzte ab und hin,

Und's Wasser tausend Dinge sprach.


Das Wasser sprang vom Waldberg her,

Vom Berg, wo die Frau Venus spann,[149]

Die stets von Liebe plaudern kann,

Und ihre Spule wird nie leer.


Doch hört man, was Frau Venus spricht,

Schwatzt man es weiter ohne Ruh.

Auch ich red' meinem Schatz jetzt zu

Und rede, bis die Zunge bricht.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 149-150.
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