Achter Auftritt.

[58] Die Vorigen. Heiling. Anna. Gertrud. Dann die Musikanten.


NIKLAS. Hört, das ist eine prächtige Geschichte. Das hochnasige Ding wird schön angeführt.

HEILING für sich. Verspottet denn das elende Geschlecht ohne Unterlaß die Geister, die es fürchten soll?

STEPHAN. Nein, darüber lache wer will. Am Ende ist man vor seinen besten Freunden nicht mehr sicher.

NIKLAS. Ja, ja, traue uns nicht, eh' du dich umsiehst, verwandeln wir uns alle in Riesen und Kobolde und fressen dich auf! Er reckt sich plötzlich gegen ihn über den Tisch, den Mund weit aufsperrend. Bäh!!


Alle lachen.


STEPHAN springt auf. Klas, Klas, ich sage dir, jage einem Familienvater keinen Schrecken in den Leib. Ich fange schon an, mich vor mir selbst zu fürchten. So ein Beest ist wohl gar –


Heiling tritt in diesem Augenblick nach vorn.


NIKLAS Heiling bemerkend, aufstehend, ohne Pause fortfahrend. Meister Heiling! Er grüßt ihn.

STEPHAN entsetzt. Meister Heiling?

ALLE die bis jetzt Heiling nicht bemerkt haben, starren ihn überrascht an, grüßen. Meister Heiling!? Sie treten zurück.


Konrad steht auf und tritt zwischen Heiling und Anna, diese begrüßend und sich leise mit ihr unterhaltend.
[58]

HEILING nach einer kleinen Pause. Habt guten Tag! Es scheint euch zu befremden, mich hier zu sehn.

STEPHAN. O nein, gar nicht, wir freuen uns darüber.

KONRAD. Ja, wahrlich, Meister, wir freuen uns, daß Ihr Euch Eurer Einsamkeit entzieht und Eurer schönen Braut eine unschuldige Freude nicht mißgönnt.

HEILING argwöhnisch auf Konrad und Anna sehend. Unschuld'gen Freuden war ich niemals feind.

STEPHAN. Nun, Meister Heiling, dürft Ihr auch einen Trunk nicht verschmähn. Er geht zum Tisch rechts, zu Kanne und Becher.

KONRAD in eifrigem Gespräch mit Anna fortfahrend. Darum könnt Ihr nicht denken, was ich für eine Freude hatte, Euch zu sehn.

ANNA scherzend. Ja, wer's Euch glaubte! Das habt Ihr wohl schon mancher vorgeredet.

STEPHAN. Nun, Herr, thut mir die Ehre an. Er reicht Heiling den Becher.


Heiling blickt unverwandt nach der linken Seite auf Anna und Konrad.

Die Bauern und Jäger im Hintergrunde stecken die Köpfe zusammen und flüstern über Heiling.


KONRAD fortfahrend. Wollte Gott, ich dürfte Euch beweisen, wie unrecht Ihr mir thut!

ANNA sieht nieder. Was meint Ihr?

STEPHAN. Ei, Meister Heiling, wollt Ihr mir nicht Bescheid thun?


Heiling nimmt mechanisch und abgewandt den Becher.


GERTRUD leise zu Anna. Annchen, Annchen, sieh doch Heiling an!

KONRAD im Feuer der Rede Annas Hand ergreifend. Wahrhaftig, ich meine es von Herzen.

HEILING schleudert den Becher hinweg. Verflucht!

STEPHAN erschrocken. Heiliger Schutzpatron! Was ficht ihn an?

Nr. 7. Finale.

Walzermusik.

Der Walzer beginnt links außerhalb.

Anna läuft zurück und beobachtet nach links.

Die Musikanten kommen nach den ersten acht Takten von links hinten und ziehen, den Walzer spielend, über den Platz in die Schenke rechts.
[59]

DIE JÄGER, BAUERN UND BÄUERINNEN, ZULETZT NIKLAS UND STEPHAN drängen jubelnd, lachend und tanzend nach. Heisa, da sind die Spielleute! Hinein zum Tanz!

ANNA kommt Heiling zur Rechten vor. Ach, herrlich! Sie hüpft und klatscht vor Freuden in die Hände. Ach, prächtig! Die Spielleute sind da, nun wird es munter hergehen! Ihr Blick fällt auf Heiling, sie wird kleinlaut. Ach, ich dummes Ding, was freue ich mich denn? Für mich wird ja nicht aufgespielt.


Die Jäger und Bauern sind in die Schenke rechts abgegangen.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 58-60.
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