Der Schnapsrausch

[56] (Aegyptisch.)


Niedrig ist der Rausch des Schnapsoës

Und kein Mensch hat Ruhm davon,

Johann Raps, des alten Rapsoës

Sohn war ein mißrathner Sohn.[56]

Laßt mich tief betrübt erzählen

Wie sich Raps verlegt auf's Stehlen

Und, wiewohl ihm das verhaßt,

Ward im Schnapsrausch abgefaßt.


Eingestellt als Knecht des Hausuës,

Schlank, was die Gestalt betrifft,

Dient er treu bei Menke Mausuös,

Bis ihn reizt das Fuselgift:

Denn in dem Geschäft war dieses

Während einer Handelskrises,

Im Geschäftslokal des Herrn,

Darum naschte Johann gern.


Also kam er viele Monate

Mit dem Schnaps des Herrn zurecht,

Da mit Bösem Gutes lohnete

Raps der hinterlist'ge Knecht.

Und noch eh das halbe Jahr um,

Niemand ahnete, wie warum,

War, o Schreck, im Fuderfaß

Höchstens noch der Boden naß.


Wie Herr Menke Mauses merkete

Den abscheulichen Verlurst,

Da geschah's, daß er sich ärgerte

Ueber solches Diebes Durst;

Ruft die Boten seines Dienstes

Bringst es 'raus, sagt Menke, bringst es

Raus, wo nicht, so bringst es nicht -

Johann, halt' einmal das Licht!


Johann, o Du dummer Teufuêl,

Bring' die Flamme nicht vor's Maul,

Johann, Du bist's ohne Zweifuêl,

Denn der Fusel ist nicht faul,[57]

Schau, er schlägt Dir aus dem Rachen

Lichterloh, es ist zum Lachen,

Nein, es ist zum Lachen nicht -

Mensch, o halte nie das Licht!


Quelle:
Ludwig Eichrodt: Lyrischer Kehraus. Lahr 1869, S. 56-58.
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