Der Troubadour

[285] Wunderschöne viele Frauen

Haben mir den Kopf verrückt,

Haben, reizend anzuschauen,

Meine Phantasie entzückt.

Süße schlanke selige Gestalten

Haben mit den lieblichsten Gewalten

Mich in Zauberbanden festgehalten.


Liebenswürdig waren diese,

Geist- und witzvoll jene sehr,

Wenn ich jede Tugend priese,

Fänd ich keinen Athem mehr;[285]

Für die Herrlichen, die göttergleichen,

Denen selbst die Stern am Himmel weichen,

Fänd ich Ende nicht mit Bild und Wort und Zeichen!


Aber allen Frauenbildern

Gehet Eine nur voran,

Eine, die ich dir nicht schildern,

Würdig nicht besingen kann.

Sie nur macht die Seele mir beklommen,

Sie nur macht, daß mir die Thränen kommen;

Eine – hat das Herz mir fortgenommen.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 285-286.
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