Lust

[51] O wie wundervoll, wie lieblich

O wie lustig ist es jetzt!

Warum ist es auch nicht üblich,

Daß man kindisch sich ergötzt?


Ich will hüpfen, ich will springen

Jubeln in den Tag hinein,

In der Welle mich verjüngen,

Die sich wälzt im Sonnenschein!
[51]

Denn die Erde, drauf ich wohne,

Hab ich nie so schön gesehn,

Nie so reich die Wälderkrone,

Nie so lind der Winde Wehn.


Nie so rosenroth die Rosen,

Nie so murmelliederreich

Hört den Wasserfall ich tosen

In den spiegelblauen Teich.


Nie so königlich den Himmel

Hab ich andersmal erblickt,

Und das liebe Volksgewimmel

Hat sich nie so bunt gedrückt.


Will doch Alles zu dem Lenze

Gläubge Seelen, alt und jung –

Festgedichte, Opferkränze

Deuten ewge Huldigung!

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 51-52.
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