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[120] Die Welt mit ihren Vorurtheilen
Besiegt allein das volle Glas,
Oft müßt ihr mit den Wölfen heulen,
Drum sühnet euch mit Feuernaß!
Und aus der vollsten, tiefsten Brust
Schlagt an das Lied, das Lied der Lust!
So führt zum Mund den Sprudelbecher
Und trinkt ihn aus mit frischem Zug –
Des Lebens rasch vernünftger Zecher
Hat an dem Tropfen nicht genug:
Jedweder tiefe Becherkuß
Ist ein vollkommener Genuß!
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Laßt Heuchler und Philister schwatzen,
Ach! ihr Verdienst ist ohnegleich;
Ist, ihre Herzen brandzuschatzen
Für ein begehrend Himmelreich:
Von Sinnengluth und Seelenfeuer!
Wär uns der Loskauf allzutheuer.
So prallt die Gläser aneinander!
Und springet eines auch dabei,
Der Ton ist uns kein unbekannter:
So bricht ein fröhlich Herz entzwei.
Der Lust und süßer Flammen voll
Das Herz des Menschen brechen soll!
Die Lieder schlafen auf den Zungen
Und unsre Häupter wiegen schwer –
Zum Letztenmal denn angeklungen,
Zum Letztenmal die Becher leer!
Das Eine Lied gelingt uns noch:
Die Freiheit lebe, lebe hoch!