Zur Laute

[17] Laß uns plaudern, liebes Schätzchen,

Sitz an meiner Seite nieder!

Hier an dem gewohnten Plätzchen,

In der trauten Dämmrung wieder.


Laß dir aus dem lieben süßen

Angesicht die Locken streichen,

Lasse dir die Wange küssen

Und den schönen Mund desgleichen.


Wenn ich jemals dich betrübte,

So verzeihe mir du Gute,

Unbedachtsam ja, Geliebte,

Spricht man oft mit jungem Blute.


Schau mich an, laß dich umarmen,

An die Brust voll Inbrunst pressen,

An dem treuen lebenswarmen

Busen alle Qual vergessen!


Lächelnd schläft der Geist der Wonne

In der Wange süßen Grübchen,

Süßres unter dieser Sonne

Gibt es nicht als süß ein Liebchen.
[18]

Schönres als die heilge Treue,

Holdes Hoffen, lustge Thränen,

Kühnes Fodern, zarte Scheue,

Und ein unergründlich Sehnen.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 17-19.
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