Nach schwerem Traum

[86] Ich bin Soldat und steh im Feld

Und weiß von niemand in der Welt.

Drum kann ich diesen Regentag nicht feiern,

So kummerzärtlich, feucht und bleiern,

Da mir dein Bild zur Nacht den Schlaf zerschlug

Und mich in deine Nähe trug.


Ich bin Soldat und steh im Feld,

Gewehr im Arm, und fern der Welt.

Wär ich zu Haus, ich schlösse Tür und Scheiben

Und wollte lange einsam bleiben;

Im Sofawinkel sitzend mich versenken,

Geschlossnen Auges deiner denken.


Ich bin Soldat im trüben Feld.

Hier endet alte Menschenwelt.

Der Regen singt, die nassen Strähnen fließen.

Ich kann nichts tun – nur Blei verschießen.

Weiß nicht warum, tu's doch als ob ich's muß:

Ins graue Wetter kracht ein Schuß!


Quelle:
Gerrit Engelke: Rhythmus des neuen Europa, Jena 1921, S. 86-87.
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Rhythmus des neuen Europa: Gedichte (German Edition)