Auf Flügeln

[26] Herz, erträgst du diese Freude,

Trägst du so viel Seligkeit?

Himmel, Erde: eine Sonne

Und ein Blühen weit und breit.


Wo die überglühten Wipfel

Baden hoch im Morgenhauch,

Wo die weißen Mauern winken,

Wohnt der schöne Frühling auch.


Jeder Schlag der raschen Pulse

Ruft das holde Ziel heran,

Und die Ferne wird zur Nähe,

Und die Liebe hats getan.[26]


Durch den Garten, über Stiegen,

Wie auf Flügeln hebt es dich;

Schneller als die schnelle Schwalbe,

Höher schwingt die Liebe sich.


Himmelspforten, welch Willkommen!

Öffnen glänzend sich und groß,

Und der freche Vogel flattert

Einem Engel in den Schoß.

Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 26-27.
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