Die Morgenpredigt

Die Felder lagen still und schwer,

Der Sommer brachte Segen.

Wir gingen kreuz und gingen quer

Und kamen von den Wegen.


Es stand ein roter Mohn im Korn

Und eine weiße Winde,

Es hing ein kleines Nest im Dorn

Aus Halmen und aus Rinde.


Ein Sonntag wars, das Dorf versteckt

In Andacht und in Frieden,

Und wir, von Wall und Busch umheckt,

Von allen abgeschieden.


Dort fiel nun wohl vom Kanzelbord

In die erbaute Menge

Gar manches gute Liebeswort

Und manches Wort der Strenge.


Hier ward uns eine Predigt rings

Aus Sonne und aus Stille,

Das Leuchten eines Schmetterlings,

Das Zirpen einer Grille.


Und hier und da ein Liebeswort

So abseits von den Wegen.

Die Ähren wogten leise fort,

Der Sommer brachte Segen.


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 51-52,54.
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