Die Glaubensbekantnus, S. Athauasij

[831] fast von wort zu wort inn Reimengsang gefasset


Inn der weis des tritten Psalmen. Ich danck dir Herr aus herzen grund.


1.

Welcher hie selig werden will

mus haben for allen dingen

Des recht Christlichen Glaubens zil,

so wird jm nicht mislingen.

Welcher den nicht hält ganz vnd rain

wird on zweifel verloren.

Dis aber ist der recht allain

vnd Christlich Glaub erkoren.


2.

Das namlich wir ain ainigen GOT

inn trei Personen ehren,

Vnn trei Personen vnzerrott

inn ainiger Gothait lehren,

Vnd inn ainander zweifelhaft

nicht die Personen mängen,

Noch Götlichs wesens aigenschaft

zertrennen noch beträngen.


3.

Es ist ain andere Person

der Vater dan sein Gsauter,

Der ewig aingeboren Son,

der hailig Gaist ain ander.

Aber der Vater, Son vnd Gaist

ist ain ainiger GOTE,

Inn herlichait gleich allermaist

vnd ewiger Maiestate.


4.

Vnd welcherlai der Vater ist

solcherlai ist der Sone,

Vnd solcherlai ist auch zur frist

der hailig Gaist so frone.

Der Vater ist geschaffen nit,

desgleichen nit der Sone,

Der hailig Gaist zugleich damit

ist kain geschöpf noch wone.


5.

Der Vater ist onmäslich gar,

der Son ist auch onmäßtlich,

Der hailig Gaist onmäslich zwar

vnd ist ain GOT doch wäslich.

Der Vater ewig, ewig der Son,

der hailig Gaist dermosen,

Doch nicht drei ewig zu verston,

ain ewiger ist bschlossen.


6.

Gleich wie auch nit ongschaffen trei

noch trei onmäslich leben,

Sonder nur ain ongschaffner sei

vnd ain onmäslicher eben.

Der Vater ist Allmächtig gar,

der Son ist gar Allmächtig,

Der hailig Gaist Allmächtig zwar

vnd sind doch gar einträchtig.


7.

Dan nit trei der Allmächtig sind,

sonder ain Allmächtiger,

Weil dan die Allwacht ist verfreunt,

so red man auch bedächtiger:

Der Vater ist GOT, der Son ist GOT,

auch GOT der hailig Gaist,

Doch nit trei GOT (der Haidnisch spot),

sonder ain GOT, den preist.


8.

Also der Vater ist der HERR,

der Son auch ist der HERRE,

Der hailig Gaist der ist auch der,

doch ist ain HERR, nicht mehre.

Dan wie wir müsen aigentlich

nach Christlicher warhait nennen,

Ain jgliche Person für sich

HERRN vnd GOT bekennen:


9.

Also können wir on gespöt

nit im Christlichen Glauben

Nenne trei HERREN vnd trei Göt,

sonst würd man GOTS Ehr rauben.

Der Vater kan von niman sein

gmacht, gboren noch geschaffen;

Der Son ist vom Vater allain,

nicht gemacht noch beschaffen,


10.

Sonder geborn von Ewigkait,

der Gaist von Son vnd Vater,

Ist nit geborn, geschaft, berait,

sonder aus baiden gaht er.

So ist also ain Vater nun,

nit trei Vater aufs neue,

Nicht trei Sön, sonder nur ain Sun,

ain hailger Gaist, nicht treie.


11.

Vnd vnter den Personen trei

ist kain die lezt noch erste,

Auch, das man solches märke frei,

ist kain die klainst noch gröste,

Sonder all trei Personen sint

gleich ewig vnn gleich grose,

Auf das sich hidurch klar besind,

wie man vnd welcher mose


12.

Trei Personen inn ainer Gothait,

ain GOT inn trei Personen

Hie sol ehren recht on boshait,

das er bei vns recht wone.

Wer nun selig werden wil

mus von den trei Personen

Inn GOT zwar halten dises zil

vnd diser red gewonen.[832]


13.

Zvr Seligkait noch weiter ist

not, das mā glaub standhaftig

Dz vnser Herre Jesus Christ

ain Mensch auch sei warhaftig.

So ist der rechte Glaub nun der,

das du glaubst vnd bekenst

Das Jesus Christus vnser HERR,

GOTS Son, ist GOT vnd Mensch.


14.

Aus Vaters Natur ist er pur

GOT for der Welt geboren,

Aber aus der Muter Natur

Mensch inn der Welt erboren.

Ain volkommener GOT on fäl,

volkomner Mensch vom Weibe,

Mit ainer vernünftigen Söl

vnd aim Menschlichen leibe.


15.

Dem Vater nach der Gothait gleich,

doch nach der Menschhait klainer,

Vnd wiewol er GOT, Mensch zugleich,

doch nicht zwen, sonder ainer.

Ainer, nit das die Gothait gar

inn d Menschait verwandlet kame,

Sondern das die Gothait klar

die Menschait an sich name.


16.

Ja ainer ist er, nur ain Christ,

nit das die zwo Natur

Vermängt sint, sonder das er ist

ain ainig Person nur.

Dan wie Söl vnn leib ain Mensch ist,

wiewols sind vngleich sachen,

Also ist GOT vnd Mensch ain Christ,

die nicht zwen Christus machen.


17.

Welcher vmb vnser Seligkait

starb vnn fuhr zu der Höllen,

Am trittē tag mit herlichait

aufstund von Todes quelen,

Ja fuhr gen Himel auf darnach,

sizet zur GOTES Rechte

Des Allmächtigen Vaters hoch,

da er vertrit vns Knechte.


18.

Von dannen er auch kommen wird

das Jüngst gericht zutreiben,

Alsdan müsen all Menschen fürt

erstan mit aignen leiben,

Vnd müsen geben Rechenschaft,

was sie haben getan:

Dan werden die guts haben gschaft

inns ewig Leben gan,


19.

Die aber bös, inns ewig Feur.

Secht, der Glaub ist recht Christlich.

Wer den nicht fest glaubt vnd hält theur,

der wird nicht Selig gewißlich.

Aber laßt vns jn halten theur

vnd glauben wie die Christen,

So komt es vnser Söl zu steur

vnd mag vns ewig fristen.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Leipzig 1874, S. 831-833.
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