[827] auf Christi Offenbarung, Oder auch der Vnschultigen Kindlin Tag zu singen
1.
Was bsorgst dich, Feind Herodes, sehr
für dem Kind welchs vns komt zur Ehr?
Das er dir dein Reich nemmen werd?
sein ist doch Himel vnd die Erd.
2.
Was förchtst dis Kind von Betlehem?
das es dir deinen Scepter nem?
Sein Scepter wärt inn ewigkait
vnd regirt mit Gerechtigkeit,
3.
Zu GOT seins Vaters rechter Hand,
vnn störzt was jm thut widerstand:
Im můstu zum Schemel der Füs,
wie sehr es dich vnd meh verdris.
4.
Das mörden wird nicht helfen dich,
vnd wütstu noch so grimmiglich
Wider die Vnschultige kind:
das Kind sein Reich allenthalb sind.
5.
Sein Reich ist nicht Stät, Land vnn flaisch,
sonder Gemüt, Herz, Söl vnd Gaist,
Welchs geht vil weiter dan die Welt,
dan dis pleibt ewig, jens zerfällt.
6.
Ach was verfolgstu die Vnschuld,
den der da kam vmm vnser schuld,
Das er sie lös vnd mach vns frej
von Teufels Reich vnd Tirannej.
7.
Was thut Er dir für abbruch dan,
wan Er dis zwingt, welchs kain Mensch kan?
Ja dis ersigt welchs all zu gleich
mag ewiglich dort machen reich?
8.
Was mördst dan du, Feind vnd Tirann,
vnd wilt gros Ehr an kindern han?
Leg dein macht an deins gleichen an
die gwalt vnd vnrecht han gethan.
9.
Die Vnschuld nichts verschulden kan:
warumm han hie gelitten dan
Vnschuldig kind? zu zaigen an,
für die Schuld werd die Vnschuld stahn:
10.
Christus, vnschultig als ain Kind,
ja ain rain Lämlin, on all sünd,
Werd für Schuld, Sünd, Vnrainigkait
sterben, vns alln zur Rainigkait.
11.
Darumm was heult jr auf dem Gbirg,
dz man vnschultig kinder würg?
Besser inn Vnschuld sterben hin,
als das man straf durch Schuld verdin.
12.
Also hat Christo es gefalln,
das die erst Märtler vnter alln
Inn seiner Kirch solln kinder sein:
o wie gros trost euch kinderlein!
13.
O Rachel, vnd du Christlich Gmain
die man verfolgt, nun nicht meh wain:
Las trösten dich: es ist nicht aus!
vnschultig Plut baut Gotes Haus.
14.
Der Trach, der dem Kind stellet nach,
sind doch hernach die ewig rach:
Die nach dem leben stehn dem Kind
nun ewiglich gestorben sind.[827]
15.
Hie seh Herodes, wie dis Kind
sein Reich, aufricht, wadurch ers gründt:
Das Leben richt er auf durch Tod,
sein macht durch schwachait, Kreuz vnd Not.
16.
Glaubstn, das solchs solt werden wor
was dir die Weisen sagten vor:
Wie wiltu dan mit mörden doll
dis wenden welchs geschehen soll?
17.
Glaubstu es nicht, was mördstu dan,
weil es bej dir nicht gschehen kan?
Aber du hast erfüllen wölln
was König Pharo thet forstelln,
18.
Der auch Gots Volck durch Kindermord
wolt demmen, das es nicht wüchs fort,
Aber wie jm wůchs auf zu truz
der Moses vnd seim Volck zu nuz:
19.
Also wächst Christus dir zu Laid
vnd vns, seim Volck, zur seligkait.
Vnd gleich wie Moses führt durchs Mör
ganz vnuersert das gläubig Hör,
20.
Aber des König Pharons macht
im Mör mit seim Stab vnterpracht:
Also führt Christ vns durch die Welt
vnd mit seim Stab sein Feind all fällt.
21.
Nämlich mit dem Scepter, seim Wort,
welches durchtringt all end vnd ort:
Das ist das Schwerd aus seinem Mund,
damit Er sein Feind richt zu grund.
22.
O Christe, du vnschultig Kind,
ja selbs die Vnschult vnd on sünd,
Führ vns mit deim Scepter vnd Stab
ins globt Land, welchs dein Plut vns gab,
23.
Inn die ewige Seligkait,
da vns thut kain Herodes laid,
Da wir mit dir han ewig fräud
vnd du mit vns, inn ewigkait.
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