|
Dis ist ain wunderlicher streit,
Der jrr gemachet hat vil Leut,
Vnd ist aim also im gesicht
Vorkommen, wie es hie geschicht.
Vnd wiwol er vor Jaren etlich
Ward beschriben nach der läng sehr deitlich,
Auch männiglich wol angenem,
Doch weil die kürze ist bequem,
Will ich einzihen diselb läng,
Wiwols kaum leid die Klostermeng.
Vnd erstlich, ist demselben Man
Sanct Löw, Francisci gros Caplan,
Erschinen vnd hat gfüret jn
Auf ainen hohen Lättner hin,
Im Sanct Franciscum dort gewisen,
Wie er so scheuzlich würd zerrissen
Von seinen aignen Ordens-Leuten,
Die hin vnd her sein Regul deiten,
Demnach im auch erklärt dabei,
Was jde Person thu vnd sei,
Nämlich, das die Nonn, die da steht,
So mit Francisci Hand vmbgeht,
Vnd jm wolt gern die Wund verstreichen,
Auf das Ir pliben die Wundzaichen,
Ist von Senis Sant Katharein,
So soll ains Ferwers Tochter sein,[411]
Die sagt, das, da sie war verzuckt,
Hab jr Maria eingetruckt
Fünf Wundmal, die sie selbs vileicht
Jr malt, auf das jr der Franz weicht.
Diser gleich beigefallen sind
All Prediger-Mönch, das schwarz Gesind,
Die han Franciscum gar veracht
Vnd darfür jr Kätt gros gemacht.
Als aber die schir war verschwunden,
Ain Schneiderknecht zu Bern sie funden,
Dem sie fünf Wunden auch einetzten
Vnd jn vber Franciscum sezten.
Drumb sticht der Schneider hie dem Franzen
Das Herz ab mit der Schneider Lanzen,
Vnd schneid ab mit der Schär die Hand,
Das er damit sein Wund verquannt.
Folgents, der Bartecht, der dort steht,
Dem das Hemd aus den Hosen geht,
Vnd sein Patron am Backen zerrt,
Als ob er Haar von jm begert,
Ist aus der Chiaciner Sect,
Die gern warm inn den Hosen steckt,
Auch inn dem Mantel vnd im Hemd,
Vnd welchs der Regul ist gar fremd,
So haben sie auch ainen Bart
Vnd lind Schuh, dan die Mönch sint zart.
Nachgehends kompt ain Capuciner,
Der rümt sich auch Francisci Diner,
Vnd trennt sich vmb die Gugel doch,
Die mus jm sein vor andern hoch.
Der aber holt das Bettbuch do,
Nännt sich vom Evangelio,
Weil sie sein Regul an Corden tragen,
Welchs sie das Evangelium sein sagen.
Der hie das Crucifix erwischt,
Vom Orden Pauperes er ist,[412]
Die tragen das kreuz an der Kutten,
Vnd schlagen sich oft, das sie pluten.
Seh, wie sich sperrt ain anderer Orden,
Welcher benant ist von der Pforten,
Von Portiuncula (schön Latein),
Der will den Ablasprif allain,
Welchen, wie die Mönch han erdacht,
Maria hat Francisco bracht,
Darinnen Ablas ist versprochen
Allen, die durch jr Kirchthor krochen.
Deren, die an der Kutten reissen,
Will der ain, ain Amadeer haissen,
Sonst gnant Brüder von Gotes Lib,
Die ich gern mit dem D. beschrib.
Der ander nennt sich ain Pauliner,
Ja wol Fauliner, Maule-diner;
Der ain will Eselfarb han die Kutt,
Den andern Spatzengraw dunkt gut;
Der Esel will die Kutt han eng,
Die Spaz ganz weit von guter läng.
Der ain will, die Cord soll jm sein
Nach des Franzen ganz weis zum schein,
Aber der ander Kuttenlapp
Will, Franz het ain Sail wie die Kapp.
Ist das mir nicht ain ernster streit?
Sint Klosterwäscherin kain fromm Leut?
Auch kompt S. Clar aus jrem Kloster,
Greift zwischen dem Bain zum Paternoster;
Die hat gstift sonder Bettels-glider,
Die man haißt die Klarinerbrüder,
Die schämen sich Francisci Namen,
Tragen doch Eselgraw allsammen.
Die aber gschürzt hie nackend knien,
Am rechten Fus Franciscum zihen,
Da ist der ain von Neuer Sect,
Die vor sechzig Jarn ward geheckt[413]
Vom Minoriter zu Paris,
Die sich die Repentinisch his,
Von Penitenz, die sie beweisen
Mit Gaiseln, damit sie sich schmeissen.
Der ander haißt von Observanz
Sonst Plochler, hält die Regul ganz,
Weil er ist ain Holzschuhen Reuter,
Ißt nichts gekochts on Ops vnd Kräuter.
Gleichs thut auch diser Bettel-kund,
Der Bosiainer, mit seim fund,
Der maint, sonst niman komm zum Hail,
Er trag dan, wie er, Schuh von Sail.
Nachher, der vmbzicht mit dem Bäsen,
Den Staub ganz fleisig aufzuläsen,
Ist von dem Orden Minimi,
Die Minsten sind sie dort vnd hi;
Sie tragen von Francisco vmb
Vil Kat vnd Erd, falsch Hailigtumb.
Noch ist ain lust zusehen dort
Die zwen Schuhfechter auf aim Ort,
Dis sind Minores, Minoriter,
Die man sonst nennt die Minderer-Brüder,
Die wöllen sein gringer vnd minder
Dan Minimi, vnd noch vil plinder.
Dise haben wol ainen Namen,
Vnd stimmen doch noch nicht zusammen,
Dan sie drumb zanken vnd sich schlagen,
Was für Schuh Franz hab angetragen:
Dem ainen der Holzschuh gefallt,
Der ander es mit Leder halt.
Der mit der Geltpüchs darvon trott,
Der ist aus der Collecter Rott,
Die Gelt samblen zu Klösterbauen,
So doch Franz kain Gelt an wolt schauen.
Item, dort tragen zwen das Bruch,
Den Bettelsack vnds Hosentuch;[414]
Der ain ist vom Frölichen Orden,
Welcher Gaudentes gnent ist worden;
Der ander ist von Augustinis,
Ist baider Regul vngewis.
Die Strümpf sie an den zähen stümmeln
Damit die faule Füs nicht schimmeln,
Vnd schneiden oben noch darzu
Trei Schornstainlöcher inn die Schuh.
Noch zihen zwen Knöpf dort di Corden:
Der ain ist Reformater Orden,
Der ander ain Conventual,
Die zanken vmb den strick zumal:
Der ain will zwölf knöpf an seim Sail,
Der ander vngrad für sein thail.
Aber, Holla, wa wolt jr lasen
Braudern Nas mit der Naschigen Nasen,
Der auf aim Gaisbock her postirt,
Damit die Spatzenzunft er zirt,
Vnd ausbrächt dise haimlichkait
Von seiner Mönchischen ainigkait?
(Dan jm zu lib, dem Predigspatzen,
Mußt man den Spatzenhaz fürkratzen,
Vnd wann man merkt, das er jm gfallt,
Den Schwalwenkrig man jm noch bhallt.)
Er hat dannoch Francisci Bruch
Vmbsonst nicht gschüzt, dan auf seim Buch
Seinen angstschwais er davon trägt,
Welchs doch dem hinter jm nicht schmäckt,
Dem Alexander von Ales,
Der oft den Mönchswust angreift räs.
Die Päbst, so kaufmansballen suchen,
Sind auch aus Franzen Bettelkuchen,
Aber nach dem sie Päpst sint worden,
Han sie verschmächt den Bettelorden,
Vnd nichts vom Franzen bhalten mehr
Als Reichtumb, kaufmanschaz vnd ehr,[415]
Welches doch Sant Franz vbergab,
Da er den Kaufmansstand legt ab.
Drumb lasen sie dort ligen strack
Das härin Hemd vnd Bettelsack,
Vnd lehren dispensiren drumb
Des Franzen Evangelium.
Inn dem der Mönch dis obgesezt
Mit dem Man auf dem Lättner schwezt,
Ruft ainer lachend vber laut:
»Sih, ligstu hie, du schöne Braut!
Thun dir das deine Rottgesellen,
So sei jr Abt der inn der Höllen.«
Von diser Prediger-stimm vnd lachen
Thät aus dem Schlaf der Man erwachen,
Welchem vorkommen war dis gsicht,
Wiwol er gern het gfragt bericht
Den Mönch, wer das gschrai doch macht,
Jdoch er bei jm selbs eracht,
Das Dominicus, der Predigschwalw,
Seie dis schreiend Merzenkalw,
Dan Prödiger-Mönch, die Schwalwenprüder,
Sint Barfüsern, den Spatzen, zuwider.
Dis ist die Summ vom Kuttenstreit,
Wer aber solchs begeret weit,
Der finds auch nach der läng im truck,
Vnd ain ganz Büchlin von dem stuck.
1577.
Buchempfehlung
Als leichte Unterhaltung verhohlene Gesellschaftskritik
78 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro