Ein und VorRitt, oder das Parat unnd Bereytschlag, inn die Chronick vom Grandgoschier, Gurgellantual und Pantadurstlingern.

[18] Ihr meine Schlampampische gute Schlucker, kurtzweilige Stall und Tafelbrüder: ihr Schlaftrunckene wolbesoffene Kautzen und Schnautzhän, ihr Landkündige und Landschlindige Wein Verderber unnd Banckbuben: Ihr Schnargarkische Angsterträher, Kutterufstorcken, Birpausen, und meine Zeckvollzepfige Domini Winholdi von Holwin: Ertzvilfraß lappscheisige Scheißhaußfüller unnd Abteckerische Zäpfleinlüller: Freßschnaufige Maulprocker, Collatzbäuch, Gargurgulianer: Grosprockschlindige Zipfler und Schmärrotzer: O ihr Latzdeckige Bäuch, die mit eim Kind essen, das ein Rotzige Nasen hat: ja den Löffel wider holt, den man euch hinder die thür würfft: Ja auch ihr Fußgrammige Kruckenstupfer, Stäbelherrn, Pfatengramische Kapaunen, händgratler, Badenwalfarter: Huderer, Gutschirer, Jarmeßbesucher, ihr Gargantztunige Geiermundler und Gurgelmänner, Butterbrater, safransucher, Meß und Marcktbesucher, Hochzeitschiffer, Auffhaspler, Gutverlämmerer, Vaterverderber, Schleitzer, Schultrabeiser: Und du mein Gartengeselschafft vom Rollwagen, vom Marckschiff, von der Spigeleulen, mit eueren sauberen Erndfreien Herbstsprüchen. Ihr Sontagsjüngherlin mit dem feyertäglichen angesicht, ihr Bursch und Marckstanten, Pflastertretter, Neuzeytungspäher, Zeitungverwetter, Naupentückische Nasen und Affenträher, Rauchverkeuffer, Geuchstecher, Blindmeuß und Hütlinspiler, Lichtscheue Augennebeler: Und ihr feine Verzuckerte Gallen und Pillulen, unnd Honiggebeitzte Spinnen. Sihe da, ihr feine Schnudelbutzen. Ihr Lungkitzlige Backenhalter unnd Wackenader, ihr Entenschnaderige, Langzüngige Krummschnäbel, Schwappelschwäble, die eym eyn Nuß vom Baum schwetzen: ihr Zuckerpapagoi, Hetzenamseler, Hetzenschwetzer, Starnstörer, Scherenschleiffer, Rorfincken, Kunckelstubische Gänsprediger, Schärstubner, Judasjagige Retscher, Waffelarten, Babeler und Babelarten, Fabelarten und Fabeler, von der Babilonischen Bauleut eynigkeyt. Ihr Hildenbrandsstreichige wilde Hummeln, Bäumaußreisser, Trotzteuffelsluckstellige Stichdenteuffel[19] unnd Poppenschiser, die dem Teuffel ein horn außrauffen, unnd pulferhörnlein drauß schrauffen. Unnd endlich du mein Gassentrettendes Bulerbürstlein, das hin und wider umbschilet, und nach dem Holtz stincket, auch sonst nichts bessers thut, dann rote Nasen trincket, und an der Geysen elenbogen hincket. Ja kurtzumb du Gäuchhornigs unnd weichzornigs Haußvergessen Mann unnd Weibsvolck, sampt allem anderen dürstigen Gesindlein, denen der roh gefressen Narr noch auffstoset.

Ihr all, sag ich noch einmal, verstaht mich wol, solt sampt und sonders hie sein meine liebe Schulerkindlein, euch wil ich zuschreiben diß mein fündlein, pfündlein und Pfründlein, euer sey diß Büchlin gar mit haut und haar, weil ich doch euer bin so par, Euch ist der Schilt außgehenckt, kehrt hie ein, hie würd gut Wein geschenckt: was lasset ihr lang den Hipenbuben vergebens schreien? Ich kan euch das Hirn erstäubern, Geraten ihr mir zu Zuhörern, so wird gewiß dort die Weißheit auff der Wegscheid umbsonst rufen.

Demnach mir dann euer holdseligkeyt mit euerm anhang zu ehren erscheinen, so solt ihr zu eingang wissen, daß der Atenisch Krigsfürst Alkibiad in des Preyten Plautischen Oedipischen Platons gespräch, dessen überschrifft die Zech ist, als er under anderem sehr will loben seinen Lehrweiser Socrat, (welcher ohn alle einred und streit, aller Philosophen oder Gernklugen, der erste anführer war) spricht er, Er sey gleich unnd änlich gewesen den Schilenden Silenis oder Seullänen. Was ist aber das für ein Teuffel in der Höll, der also heist?

Exspeckta auß der Taschen, Sileni, solt ihr mich verstehn, waren etwann die wundergestalte Grillische, Grubengrotteschische, fantästische krüg, läden, büchsen und häfen, wie wir sie heut in den Apotecken stehen sehen, von aussen bemalet mit lächerlichen, gecklichen, ja offt erschrecklichen Häu unnd Graßteuffeln, wie sie auß Pandore büchs fligen, unnd der Grillen Römischen Mül stiben, gesellen die im hafen schlecken, und haben die Kertz im hindern stecken, wie sie Dantes inn der fegfeurigen Höllen beschreibet, Jott unnd Michelangel im Jungsten Gericht malen, Olaische Mittnächtige Meerwunder, wie sie einem zu mitternacht inn der Fronfasten,[20] wann man zu vil Bonen ißt, und am rucken ligt, fürkommen, Ovidische verformungen, Weinsauffende Grillos unnd Apuleios, seltzame trachenschlund an den Canälen unnd Bronnrören, Midisch Königsoren, Ackteonisch Fürstenhörner: Leut, wie Megasten, Solin, Franck und Munster inn ihren Cosmographien gegen Morenland und Affrich versetzen und Colonisiren, als einfüsige Hasenjäger, einäugige Schützen, Brustgeköpffte Hundsköpff, die auff eim fuß Postiren, geruchlebige Leilachoren, geile Satyri und Geyßmänlin, Scherzengefider, Höllhacken, Charpie des Jupiters Vogelhund, fornen schön und lieb gestalt als Frauen, unnd hinden hön und dib mit klauen.

Ja zu diesen Autentischen beschribenen Faßnachtbutzen suchen sie noch Rumörischere Ladengezird, die eim allen Confect erleiden solten, als gezeumt Vögel inn Planetenschlitten, Rappen inn Mönchskappen, Kropfigel inn nadelbesteckten läzen auff schaltberen: Donnenköpff mit beuchen der Eßlingischen Jungfrauen im hafenreff: Bemäntelt, bestebt treifußgekrönte Widhopffen, die man mit lichtern besteckt, auff der Mistbären daher träget. Wie zu Straßburg im Mönster bei dem Chor an der seulen stehen, und im Bruderhof über dem Keller, da ein Rephun einen Schatz verrhiet, gemalt zufinden. Kändlinmeuler mit glockenhüten, wie der Gorgonisch Römisch Medusenkopff. Geschleiert Gäns auff Pantoffeln, beprillet und schulsack behenckt Esel auff steltzen, torweit zerflennend schußlöcher, Carpatische hogerige Ofenkrucken, Brotmeyer, die den bauch im Schubkärchlin führen, halb Pfaffen unnd halb Landsknecht, gehalbiert Menschen vom Bischoff und Bader: krebs, die im schlitten zihen, darbei der spruch, Es geht wie es mag: gehörnecht Hasen, Menschen mit Krebsnasen, gesattelt Hund, fligend Hechsenböck, reutend Hirtz, kunden wie man hinder Job und Sanct Töngis malet, in spilen unnd Mummereien brauchet, inn Christofelgnosse seulen unnd gebeu hauet, auff die Pfäl fur Vogelscheuen stellet, für gerems und compartement auf täppich stricket, damit man die Kinder schweiget, und andere dergleichen Malerträum, hülengrillen, wie dern mit der weil eyn gantz büchlin ins Rabelais Trollatischen treumen sollen außgehen, mit welchen dise Pulverkrämer Gaffleut für[21] Kauffleut an sich ziehen können, und die vorgehende wie des Abisai Leib auffhalten, wie Gorgon vergestalten, den Bauren die mäuler auffsperren, machen daß die Mägd den Korb und Zuber müsen nidersetzen, die Frauen die Kinder vergessen, und alles gesind wie zur Regenspurgischen Walfahrt zu lauffen.

Nun die Straß ist zu eim theil gebanet, ich versihe mich zu euerer köpffründe, ihr habt die Esilischen Silen, und Seulen verstanden. Jedoch möchten, glaub ich, meine Rebenhenslein unnd Weingänßlein leiden, daß ich es ihnen auff ihren schlag greiflicher erkläret: wolan, das muß auch also par geschehen. Wißt ihr nicht, wie ihr zu zeiten seit bei höflichen zechen gewesen, da man euch zu eim willkomm hat mit einer schönen Kälichfecundeten red ein schön großgebeuchet wunderfrembd geboßiret schrecklich trinckgeschir, welches die Latiner futile vas heisen, forgestellet, das man gleich alle teller unnd platten vor euch hat müsen wegraumen, unnd darnach wann man inn die sprüng kommen, die mutwilligste Geschirr herfür gesuchet. Als gepichte Armprost, Jungfrauschülin, silberbeschlagene Bundschuch, gewachtelt stiffel, Polnische Sackpfeiffen, Bären, Leyren, Lautenkübel, Kübel Lauten, Narrenkappen, beknöpfft Tolchen, Windmülen, Sauärs, Lastwägen, Lastschiff, nackende Megdlein, Bübelein, Hänlin, Gißfasser, häfen, onruhige Lufftvogel gemese Dannzapffen, die nicht stehn Sine ponere, sonder gehn wollen, Fäusthämer, Weinfeurspeiende Büchsen, unnd andere dergleichen schöne muster. Ecce, das sind die Rechte Sulenen und Lenseulen und Eselen darauff Silenus reutet.

Ein solcher Grillus und Silenus, sagt Alcibiad, wer sein Preceptor Socrates. Wie so? Da so, Dann gleich wie solche Hanfgebutzte Apoteckergeschir und Weinbüchsen von ausen häßlich und greßlich überaußscheinen, unnd doch zu innerst mit herrlichem schleck und Confect seind geschicket unnd gespicket, von Balsam, Bisam, Latwergen, Sirup, Julep, Treseneien, und anderen kostbaren fantaseien, wie sie ins Reiffen gemusterter Abecedeck zufinden. Also wer auch der Weisest Lerer Socrat euserlichem schein nach von gestalt gering anzusehen, also das so du nach erstem anplick ein urtheil von ihm hetst sollen fellen, würdest ihne gleich so wol wie der[22] Phisionomygaffer Zopyrus nicht einer Lorischen zwibelschelf oder Knoblauchsbutzen werd gehalten haben, so Bäurisch quartiert von leib war er, so Seeländisch lam von unfechterischen geberden, so Franciscanisch von zugespitzter Elennasen oder (wie etlich wöllen) Schafsnasen, mit eim glatzenden kopff, eingezogenem halß, haarigem nacken, darzu allzeit lachend, übersichtig und augensperrig wie ein Stier, dem gebunden seind alle vier, von sitten einfaltig, von Kleidung presthafftig, zu Weibern (Aber villeicht nit zum Alcibiad) unglückhafftig, im Regiment untauglich, tranck eim jeden so viel zu als eim andern, war mit allen überwerflich, redgeb unnd schimpflich, darmit er seinen hocherleuchten verstand decket glimpflich. Aber so du ihm hetst sollen in die Hertzbüchs hinein schauen, würdest ein Recht himmlischen unschetzbaren Indianischen geruch von edelem gewürtz gefület haben, ein mehrer dann Menschliche klugheit, ein unüberwindlichen standmut, unermeßliche nüchterkeit, gewißbestimte genügung, vollkommenen trost, vernünfftige geringachtung alles dessen, darumb jederman so tollgirig zabelt und grabelt, laufft und schnaufft, machet und wachet, kriegt und betrügt, wült und stilt, wandelt und handelt, fecht und recht und alle hertzbefridung verschmecht.

Secht, solch Fürtugenden lisen sich inn diesem des Socrats unachtsamen, und nicht auff Aronisch verprustlatztem hertzenschrein finden. Gleich wie hingegen vom schönen Absolonischen Leib seines erstgedachten Jüngers Alcibiadis gesagt ward, daß welcher in dasselb Samatküßlin hett ein plick thun mögen, eitel lär stro, an statt der federen, unnd sein grosse schöne nur überzuckerten Spanischen Pfeffer für Zuckererbsen, befunden hette: Ja ein Pleien schwerd inn einer güldenen scheyden.

Wahin meinst aber, du mein kurtzweiligs geschöpff, das diß vorgespilt, gevortrabet, vorbeloffen, an und fürgebauet werde? Zwar zu nichts anders, als das ihr meine Jünger, unnd etliche andere euere mitnarren nicht gleich nach dem äuseren betrüglichen schein urtheilen lernen, Also, das so ihr einmal von der Bibel über etliche unsers gespunst Büchertitel kommen, die euch wunderlich Krabatisch inn den Ohren lauten, als Gargantua, Pantagruel, Gsespinte oder feistseydlin:[23] von letzter lätzen letzwürde: Erbisen zum Speck mit der außlegung: dz Speckgewicht cum commento. Aller Practic großmuter: Der Practicmuter erstgeborner Son, die Spigeleul gesangsweiß, Flöhatz, Apologi der flöh wider der Weiber, Podagramisch Trostbüchlin, Die träum des schlaffenden Reinicken fuchs, von bauung des Castells in Spanien, von Neuerfundenen Inseln inn den lüfften, Von der Zwerchschlacht mit den Kränchen. Schnacken und Muckenlob: Über dem spruch, Magister his opus habet, Vom streit des Wehrmuts unnd des Wend unmuts. Die stoltz armut, unnd der Arm stoltz, sampt dem stinckenden Betlerstreck. Von blinder hundsgeburt heutiges bücher schreibens. Theses im Frauenzimmer zu disputiren fürgelegt. Von Simonei der Buler, so sie mit der huldschafft treiben. Schwäbisch Ehr Rottung der nötlichkeit der Löffel wider Diogenem. Die Kunckel oder Rockenstub. Fatztratzprieff, Bacbuc: Flaschtasch, Taschflasch: Schwalb und Spatzenhatz, Gauchlob, Ratschlag von erweiterung der Hellen, die Hofsupp, Aller geseß Mummplatz, die Schiffahrt zum Beutellegele. Die Göffellöflicheit, Froschgosch Die halb dachisch volleseuordnung, Anatomi der knackwürst, Würdigkeyt der Seustell, Trollatisch treum, Gerichtlicher Proceß des Herrn Speckessers gegen dem vom Hering, etc. Und andere dergleichen Winholdisch und Elloposcleronisch saurwerck: das ihr, sag ich, nit gleich darauff fallen, und meinen, es werd nichts anders als spottwerck, narrei, und anmütige lugen darinnen gehandelt, sintenmal die Rubric und titul einen darzu also anlachen.

O nein, ihr meine liebe Kinder, es hat weit die meynung nicht, sonst dörfften ihr kein Wein auß Knebelspisen trincken: Es stehet inn des gereimten Eulenspigels Vorred, es sey angenemer ermant werden schertzlich als schmertzlich, schimpflich dann stümpflich, gecklich dann schrecklich, wörtlich dann mördlich. Also auch hie, muß ich euch fein hinderschleichen, und wie eim Kind das muß einstreichen, ich geb es sonst dem Hund.

Es gebürt sich gar nicht der Menschen hendel nach solchem leichtfertigen lecherlichen anschein zuschetzen, sonst möcht nach des Erasmi Torheitlob gar nichts hie bestan, das nicht zu verlachen wer. Dann was fängt nicht lächerlich an? wer[24] wolt gern mit eim witzigen Kind spilen? wer vertritt nicht die Narren schuh? wer erdantzt nicht seinen Bulen? wo ist ein gastung ohn Narren? Dannoch so werden auß Kindern auch Leut, auß Stamlenden Kindern werden Redner, Und das ich mit des Ismenii Vorredner schliß, wann als dann kommet guts auß spott, was ist der spott zu klagen not? Ein Scheißhauß ist ein Scheißhauß, wann man es schon wie ein altar bauet, unnd ein Schatzkammer pleibt ein Schatzkammer, wann man sie schon unter die Erd welbet: Es kan sich im Marcolfischen Esopo auch ein Salomon verbergen: Ihr pfleget doch selber zusagen, das Kleid mach kein Mönch, und mancher ist verkappt inn ein Mönchskutt, trägt doch ein Mönch Illsungischen Landsknechtsmut, mancher trägt ein Pfaffenschlappen, trüg billicher ein Reuterskappen, Mancher der nie keyn Pferd beschritt, singet doch eyn Reuterlied, und viel tragen Spanische gesäß, die doch den Spaniern gönnen alles böß: Es seind nicht all Köch, die lang Messer antragen, es mögen wol etlich Schinder sein. Non est Venator, jeder durch chornua flator. Es jagen nicht all Hasen, die Hörner plasen: Im langen Haar stecken auch Fechter.

So dem nun also, das nicht nach dem äuseren schein zu sehen, so will sich auch gebüren, das man hie diß Büchlin recht eröffene, unnd dem innhalt gründlich nachsinne, so wird sich befinden, das die Specerey darinnen von meherem unnd höherem werd ist, als die büchsse von aussen anzeyget und verheisset, das ist, das die fürgetragene materi nicht so närrisch unnd auß der abweiß geschaffen, wie die überschrifft möcht vielleicht fürwenden.

Und auff den fall gesetzt, das ihr auß zu vil miltem verstand, etwas lustiges, so sich zum Namen schicket, darinnen antreffen, muß man darumb nicht an demselben allein kleben und schweben, harren und verstarren, wie an dem schlafsüssen Sirenischen Meydlingsang, sonder das jenig, so auß zu vil leicht freymütigkeit gered scheinet, auff ein höhersinnige außlegung zihen.

Habt ihr auch je ein fläschen auffgeschraubet, oder mit eim Diterich erbrochen? so werd ihr wol wissen was ihr darinn gefunden habt. Habt ihr nie die Nuß umbher tragen gesehen, die schlecht geschinen, aber teur verkaufft worden, dieweil[25] ein Zihender Passion darein geschnitzelt gewesen? so gedenckt auch was inn dieser unserer Gribelnuß für Säckgerät möcht stecken. Ja, das ich euch auff den Hund bring (welches Thir, wie Plato schreibt im andern Buch von der Reichpöblicheyt, unter allem das Philosophisch und gütartigest ist) habt ihr nicht gesehen wie andechtich er das marckbein, wann er eins find, verschiltwachtet, wie eiferig er es halt, wie vernünfftig er es anatomirt, wie unvertrüßlich ers zerprech und zerreiß, und anmütig vernag, saug unnd zerbeiß. Fümemlich wan ers dem Ulmischen Schwaben hat gestolen, der ihm einmal das marck zwischen der thüren zu dem hindern herauß klemmet, unnd es, wiewol es minckelet, für schmutz hinweg schlemmet. Was ist nun die hoffnung der Hundsmühe? was vermeynt er hierauß guts zuerlangen? Nichts mehr, als ein wenig Schmerhafft marck. Es ist wol war, diß wenig ist anmüntlicher, als des andern geschmeiß gar viel: Angesehen, das alles marck zu seiner vollkommenen Natur unnd Natürlicher vollkommenheit ist ernehret und außbereit: wie Galen iii facult. natural. Und xi von Usu partium meldet.

Nach disem fürbild solt ihr euch weißlich wissen anzustellen, so werden ihr die süsse diser holdseligen Büchlein von innerlicher dicker fette, und mercklichem marckhafftem Schmär viler lehren gespicket, fülen und hoch zilen: Dieweil sie im anfüren und trib wol leichtschäfftig, aber im antrefen, nachtruck und vollführen, sich werden erweisen als hefftig unnd kräfftig. Derwegen erprecht das beyn fleissig durch genau sorgfeltiges lesen, unnd stätem unauffhörlichem nachsinnen, und sauget darauß dz substantzialisch wesenlich Marck, nit wie der erstbenant Hundsklemmer, die Gerberzullen für minckelend Schmär. Schlappert nit auff Chorherrisch die Wort in euch, wie der Hund die Sup, sonder kauet und widerkauet sie wie die Küh, distilliert sie durch neun balcken, so findet ihr die Bon, das ist, findet was ich durch diese Pitagorische unsimpele simbolen, unnd geheime losungen gesuchet hab: inn gewisser hoffnung dadurch euch gantz trucken auß dem bad außgezwagen und abgeriben heimzufertigen.

Glaubt ihr auch, sagt mirs auff euern eyd (wiewol er heut theur ist) daß je der blind Homer, da er sein Troi und Niman beschrib, auff die lätze bedeutnussen, gekrümte allegorien,[26] verwänte gleichnussen gesehen habe, wie sie Plutarch, Heraclid, Cornut, Stesichor, Androtion, Amphiloch, Natal, nach ihren köpffen auß ihm gepreßt, gekältert, getrott, gezwungen, und wie ein Bauchwäscherin gerungen haben? Oder was Politian auß ihnen hat gestolen, unnd der Hadermeyer Lorich dörffen holen, oder M. Andres Delitsch de Colonia in literali und Origenischer außlegung super artem amandi molen, und Frater Thomas de Wallei in Concordantzen der H. Schrifft mit den Poetischen Fabeln, und auff Castalionisch der hohen Lieder Salomonis zu der Ars amandi bekolen? Wa ihrs glaubt, kompt ihr weder mit Händen noch Füsen bei vilen Baurenschritten nit zu meiner meynung, welche schon beschlißlich das urtheil gefelt, daß solche mutwillig gesuchte deutungen von Pandora, daß sie die Eva sey, die neun Muse, die siben Chör, der treyköpffig Höllisch Cerberprack, die drey weg und weisen zu Philosophirn auff Logicisch, Physicisch, und Ethicisch, der arm hinckend Vulckan der tieff gefallen Teuffel, unnd der Bellerophon, der keusch Joseph, eben so wenig dem Homero geträumt haben, als dem Ovidio inn seinen verstaltungen, die siben Sacrament, welche eyn guter Bruder Veit, ein rechter Speckhecker, auß ihm hat wöllen erweisen, ob er vielleicht auch Narren ihm gleich, und wie man sagt, eyn deckel zu eim solchen Hafen gefunden hette. Was solt die Kumpffgelegen Nas auf Sibillisch die Marien der Semele vergleichen, die den Bachum bisgenitum wie ein wider gebachen Schiffbrot und Biscuyt erzilet? Er ist noch nicht mit dem Gansfuß durch den Bach gewattet: Ja wol die Niobe die Saltzseul? Es reimet sich wie des Vietors Vergilisch Kälber machen cum faciam Vitula, etc. zu der Meß: Wie des HimmelErdHölligen auff Schlangen unnd Ottern gahn, auff dem Keyser Friderich stan. Wie des Tallorin dreymal drey in Franckreich welches die gantz Welt solt Christianissimiren.

Wa ihr dann diß Lichtenbergisch oder Lichtverbergisch traumdeiten nit glaubt, warumb wolten ihr nit eben so vil von diser kurtzweiligen zeitung und neuen Chronich halten, die euch villeicht eben so vil retersch als jenes fabuliren kan auffgeben? Wie wol ich, da ich es schrib, gleich so wenig daran gedacht, als ihr, die vielleicht den Wein auch trincket wie[27] ich: Dann ich inn stellung dieses herlichen Buches kein ander zeit hab verloren, als die ich ohn das zu sättigung meins fräsigen Leibs oder leiblicher erquickung mit essen unnd trincken pflegt für bestellt zuhaben. Und ist warlich eben, wann die freßglock im Magen sturm schlegt, und der klipffel verstopfft ist und gelegt, die recht Dietalisch zeit zu solchen Gemsenkletterigen und Tritthimelverzuckten Materien unnd reinspinnenden gedancken.

Es gibt doch unter dem Wein die besten keuff, ja die besten rhatschläg, als Tacit von den Teutschen meld, und Strabo im 15. Buch von den Persen helt. Wie ihm dann Homer, der sich an Königs Meons Hof blind gesoffen, eyn außbund aller beredheytgirigen Philologen inn dem fall wol zuthun wust: Deßgleichen der Zihvatter aller Latinischen Poeten der Podagramisch Ennius, inn massen von ihm Horat, so mit gleicher Weinlaug gewaschen, schreibet, daß er nie hab sein federwehr geschliffen, und ein dapffere Schlacht inn reimen angriffen, er hab dann vor eyn gesetzlin gepfiffen, wie der fromm C. Scheit im Grobiano zu dem Bacho spricht, Ich muß mich vor eyn wenig kröpffen, Daß ich ein guten Trunck mög schöpffen: Hör Bache mit dem grossen Bauch, Lang mir dorther den vollen schlauch, Eyn gute Pratwurst auß dem sack, Daß mir ein küler trunck darauff schmack, Da laß mich thun eyn guten suff, Marcolfe sich, der gilt dir drauff, Hehem, das heist eyn guter tranck, Jetz bin ich gsund, vor war ich kranck.

Was soll aber eyn krancker Poet? weniger als eyn ungewürtzt Pastet und Klaret: Doch wann sie so leichtlich sind bei gesundheyt zubehalten, will ich sie lassen die bodenloß Göttin Potinam walten, sintemal Poeten von Potus, Potae, il boit, und Pott kommet, wie Gwido de Monticella im Vocabulista etymologisato & Ecclesiastico auff seinen eyd behelt, auß dem Spruch, Non est Dithyrambus aquam si potitet, vel poietitet, unnd des Martials Possum nil ego sobrius bibenti, etc. Es gibt gefrorn ding, was man auß Bronnen schöpfft: Eyn Poet soll auff eyner seit am Gürtel ein Dintenhorn, auff der andern eyn fläsch hencken haben, das soll sein Brevirbůchlin sein.

Und die Exempel des Alceons, des Rabulischen Aristophans, und Alckmans bezeugens: so sagt Sophocles von[28] Eschilo, der Wein hab ihm sein Tragedien, wie eyn Spiritus familiaris, geschmidt, unnd ist an seinen vollen Cabiris und Jasonsgesellen wol zu sehen. So lehrt auch der Pindarisirend Pindarus, man soll Alten Wein trincken, aber auß neuen Poeten frisch blumen prechen. Was geht uns die unpoetisch neu Postimeliseisch ketzerei an, die alten Marckstein seind nit zuverrucken: was setzt man die Musas so trucken? Wa ist ihr Bronnencaballischer huffschlag? Ist es wasser, so ist es warlich mehr dann Artischoisch Weinstarck, dieweil es nur die, so drumb bettelen, also auff Oraculisch verzuckt und verpithisirt: Kommen nit Verß und Reimen vom singen oder singen vom Reimen? Wie reimt unnd stimpt sich aber eyn außgetrocknet heysere stimm? pringt aber wasser nicht roscht? macht nicht der eingegossen Wein die Pfeiff resch? Derhalben Potor esse volo, Quia cantor esse volo. Ich Trinck daß ich sing und sinck, und sing daß ich trinck, spring unnd hinck: Ich bin eyn Hofmann, kan Senff essen, und doch nicht weinen: Kont nit der Heß mit seinen Weingetränckten Versen die Psalmen schön außtrucken? O ihr Potulente Poeten, potirt der pott und bütten, unnd potionirt euch potantlich mit potitioniren, compotiren unnd expotiren, dann potiren und appotiren kompt von petiren und appetiren, unnd pringt potate poesei, dieweil potantes sind potentes. Unnd Potentaten sind Potantes. Und wie unser Horatius singt


Der Wassersauffer Reimengang

Gefallen nicht den Leuten lang.

Dann weil sie nicht lebhafftig sind

Verschwind ihr leben auch geschwind,

Daß man nit vil darvon verkündt.


Ihr Poeten dörft euch des nicht schämen, eben so wenig als ich unnd der Sauressich Cato von Utica, der allzeit den Unmut zuverdistilliren, pflegt zuschlafftrinckeliren: was hat den großleberigen Democrit also gekizelt, dann daß er täglich für sein ordinari Diät vier unnd viertzig Nussel Wein tranck? Kont doch jener Predikautz, wie im Sauffteuffel steht, am besten predigen, wann er eyn rausch hat: Und die Stentorisch Chorbassisten, müssen warlich ihr stimm mit Wein zurüsten: Was schads dem Ennio, wann ihme schon der neidig tropff Horat, der auch an dem bein gehuncken hat, beschuldigt, sein[29] gedicht zeigten meh Weins an dann Liecht, und stinck mehr nach der Weinkant, als dem Unschlitbrand, mehr nach dem Weintranck, dann dem ölgestanck: Was schad es ihm? es hat ihm dannoch wol geschmackt, beiß ihm eyner jetz eyn Or ab. Deßgleichen was schadets mir, daß auch eyn loser Klemdenhund unnd Maulfranck gleicher gestalt von meinen Büchern halt: kleien und minckelend Hundsmarck gehört in denselben hudler. Aber wie vil nützlicher, schützlicher, hitziger, kützeliger ist uns der geruch unnd die krafft vom Rebensafft, als daß schwermütig schmutzig öl: die Ampel unnd der taache verschlucken viel öls, und werden doch nit feißter darvon. Was soll das nüchtern gestänck, wann man nach nüchterkeit schmedkt, Ieiunum olet, Nüchtern stinckt eym der Athem, wann man voll ist, schmeckt mans nicht: Ich bin Bienenart, mit öl töd man mich, mit Wein macht man mich lebendich. Nun ist dannoch eyn Bienlin, auch eyn feins Thierlin, dz Honig scheißt.

Ich will mir für eyn ruhm rechnen, daß man von mir sagt, ich hab mehr an Wein gehenck, als im Oel ertrenckt: Dann man pringt an Höfen, inn Klöstern und sonst Häusern eym viel eher eyn trunck den er versuch, als eyn Buch darinn er eyn guten Spruch such: Dieweil die geschrifft, wie die Regengern sagen, lehrt ketzerlich gifft: Das wust wol König Ludwig der Elfft inn Franckreich, der wolt nit daß sein Son inn Historien lese: quare? Dare: dann die da lesen, sprach er, von schweren geschichten, schreckt es sie ab solche außzurichten: Unnd warumb muß mein Tochter nit schreiben lernen? auff daß sie kein Bulbrieflin schreibe: Darumb war unsers Barfüserischen Superioristen Murrnarrs Fund mächtig wol bedacht, und nimbt mich wunder, wie es Polidor Vergil in seim buch von Erfindern allerhand sachen hat außlassen können: er sahe wie ärgerlich ding oft inn Bůchern stund, darumb erfand er Cartiludium Institutionum, und ein Schachspiel, ubi trahunt quantitates.

Derhalben schetz ich es noch einmal für ein ehr, wie noch der fratzen mehr, wann man mich für ein guten Prillenreisser und Grillenscheisser außschreit, ich bin darumb nit gescholten, sonder des wolkommener in allen meinen Pantagruelistischen gantzdurstigen gesellschafften und zünfften. Dem[30] Demostene ward es für ein unehr nachgesagt, daß er vor angsthafftem Fleiß, unnd fleissiger angst, den er inn stellung seiner Reden brauchet, meher an öl verthat dann an Wein, unnd mehr bei dem Liechtschein schrib, als es bei dem Wein trieb, und daß seine Orationen wie ein Salat nach öl stancken. Dasselb Cherephonisch nachteulisch und Fledermäusisch klittern will ich mir bei leib nicht nach lassen sagen: Sonder Wein her, der scherpffet das Hirn, fürnemlich wann einer die Stieg einfellt.

Hierumb so wolt nun fortan alle meine reden, rahten unnd thaten zu dem aller vollkommenesten deiten, unnd also auch auff eim hinckenden Pferd musterig reuten: Dantz ich nicht recht vor, so dantzt mir nicht nach, die Römer müsten sonst vonwegen eins Bauren traum das spil wider ergentzen. Gerade bein dantzen auch nit allzeit gerad: Es stolpert ein Pferd mit vier beynen: was ist das best im dantzen? Antw: Daß man auch umbkeret. Wolan so haltet in williger und billicher verehrung dz feucht Käsformig Hirn, das euch bringet so seltzame Würm, der SpiegelEul Prophetenbör, unnd kugelechte Pröbstbeuch, und kegelechte Bachus schleuch: haltet mich daß ich lustig bleib: So bin ich euch geneigt zu kurtzweiligen Rhäten, und Rabiles res Mirabiles.

Nun wolauff du meins Hertzens ein Schatz, ihr meine holdselige Lehrkinder, erschwinget unnd erspringt euch, unnd leset das überig leibschützlich und Nierenkitzelig, mit lust, nicht mit wust, das ist, daß euch vor rollendem lachen und lachendem rollen kein Nestel zerspring, und es im Bauch ein aufflauff bring, ich halt sonst die Naß zu. Hiezwischen vergeßt nicht mir einen auff ein gleichs zuzutrincken, ich will euch Bürgen setzen, innsonderheyt so euch der Dörrschnabel reutet: Sauffts gar auß, dann halb trincken ist bettlerisch, es ertrinckt im Mör kein Fisch: jetz das maul gewischt, unnd dahinden gefist, so seit ihr zum lesen gerüst. Subscripsit. Inn Freuden Gedenck Mein.

Quelle:
Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Düsseldorf 1963, S. 18-31.
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Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

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