Hugo an Elise

[246] Ich schicke Ihnen, Liebste! in aller Frühe einen kleinen, grünen Papagay, der mir diesen Morgen zum Kauf angeboten ward. Es reise ein Mann mit fremden Thieren hier vorbei, sagte mir der kleine, braune Knabe, in gebrochenem Italienisch, welcher den Vogel herauf brachte. Es war ein hübsches Bild, das gewandte, fremd gekleidete Kind mit dem bunten Papagay auf der Hand, beide wechselsweise schwatzend, sich küssend und einander liebkosende Grüße zurufend. Wir[246] wurden bald Handels eins. Ich hatte gezahlt, jener ging, der Vogel saß auf seiner Stange, sah umher, drehte sich hin und wieder und rief mit einemmale hell und deutlich Georg. Ist der Zufall nicht artig, daß, aller Wahrscheinlichkeit nach, der Knabe so heißt? daß ihn das verlassene Thier so ruft, und daß ich meiner Freundin so das Echo eines geliebten Namens zu vertrauter Unterhaltung bieten darf?

Hier, Elise, sprechen Sie dem niedlichen Plaudrer immer vor, was er sagen soll, und was Niemand sonst zu wissen braucht. Schwatzt er auch, so verräth er doch nur halb das Geheimgehaltene. Guten Morgen! Guten Morgen, Liebe!

Quelle:
Caroline de la Motte Fouqué: Resignation. Theil 1–2, Teil 2, Frankfurt a.M. 1829, S. 246-247.
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