7. Scene.


[22] Wirt. Lehnl. Pauli. Röthelbachbauer, dann Loni.


RÖTHELBACHBAUER. Hab' i doch 'glaubt, da müßt's fidel zugeh'n, beim neuen Bürgermeister?

WIRT. Nur 'rein da und mach' du den Anfang.

RÖTHELBACHBAUER. Kreuzfax'n! Da is ja so stad, als ob einer 'rausg'storb'n wär'!

WIRT. Resl, a Maß!

RÖTHELBACHBAUER. Ja, Lehnl, bist auch da! Was treibst denn all'weil?

LEHNL. Flieg'n fang' i, damit's kein' Bauern stech'n![22]

LONI tritt ein. Grüß' di Gott, Bachbauer!

RÖTHELBACHBAUER. Auch so viel Loni! Wirst es jetzt hoch geben als Bürgermeisterstochter.

LONI. Das is g'wiß. Sixt mir denn net an, Stellt sich auf die Fußspitzen. daß i schon um zwei Schuh höher word'n bin!

RÖTHELBACHBAUER. Schau – der Pauli is auch da! Was hast denn, machst ja an Kopf, als ob dir der Bader Zähn' g'riss'n hätt'!

WIRT. Jetzt das ließ' i mir doch net g'fall'n.

RÖTHELBACHBAUER. Du, Höflmaier, mit dir muß i heut' noch 'was in's Reine bring'n.

WIRT. Was du net sagst; machst mi ja ordentlich neugierig. Die beiden setzen sich vorne rechts an einen Tisch zusammen.

LEHNL zu Loni, die mit ihm im Hintergrunde Platz genommen hat. Hätt'st es net thun soll'n, daß den Pauli so abg'schnalzt hast.

LONI. Ja aber sag' amal selber! Is das net a Mannsbild wie von lauter Semmelbrös'l. A and'rer hätt' sich halt g'wehrt und hätt' g'sagt, i kann d' Muttergottes schnitz'ln, wie i mag und di geht's nix an! Was hat[23] er aber 'rausdalkt? In langweiligem Tone. Ich mach' dir halt nachher a and're. Is das a Antwort für an Buab'n? Und dann braucht's es halt doch net, daß er g'rad mi zu so 'was hernimmt.

LEHNL. No wart' nur, er thut dir schon noch amal 'was an. Z'nächst schnitz'lt er dem Teuf'l sein Großmutter, nachher nimmt er auch di als Muster.

LONI. Jetzt das thut der Pauli doch net!

WIRT zum Röthelbachbauer, der die ganze Zeit leise in ihn hineingesprochen hat. Ja, wenn d' Loni mag, mir is recht. Sind war schon viele Hochzeiter dag'wes'n und bei kei'm hat's an'biß'n –

RÖTHELBACHBAUER. Aber einer wie mein Muckl halt doch net.

WIRT. No, das werd'n wir gleich hör'n! Loni! Geh' amal her!

LEHNL halb für sich. I glaub' gar, der Bauer is auf B'schau da! Er setzt sich zu Pauli an den Tisch und folgt aufmerksam dem Gespräche.

LONI. Was soll's, Vater?[24]

WIRT. B'scheid sollst geb'n, der Röthelbachbauer will di als Schwieger.

LONI. Mi? Lacht hell auf.

RÖTHELBACHBAUER. Wenn's di gar so freut, dann freut's ja mi auch! Dann wird's auch weiter kein' Anstand hab'n und i frag' gleich – wann is d' Hochzeit?

LEHNL zu Pauli. Hörst es, die geig'n auf der Ehsait'n!

LONI. Ja, is das G'spaß oder Ernst!

WIRT. Mit so 'was macht man kein' G'spaß!

LONI. Dann muß i wohl auch ernstlich werd'n! Also kurz und gut: euer Antrag is mir a große Ehr' und der Muckl ganz a richtiger Bursch, aber heirat'n – thu' i ihn net.

RÖTHELBACHBAUER. Das war g'schwind bei 'nander!

LONI. Ja, kurze Haar' sind gleich 'bürst'.

WIRT. Jetzt will i dir aber 'was sag'n, Deand'l. Es is net 's erstemal, daß du so kurz an'bund'n bist. Das[25] kann net all'weil so fortgeh'n. Ei'm Antrag, wie dem heutig'n, dem schlagt man net g'rad so die Thür' vor der Nas'n zu, sondern schaut sich ihn a bisl von der Näh' an. Denn weißt, wenn du die Sach' bei'm Licht betracht'st, so hat die G'schicht' halt doch an Hack'n. Du bist a Madl, daß a Jed's gern hat und du wirst weder von mir noch von meiner Alt'n selig jemals a Wört'l g'hört hab'n weg'n deiner Herkunft. Aber es gibt halt doch Leut', die's net verwind'n können, daß du a g'legt's Kind bist. D'rum sollst dir so 'was überleg'n und di net z' stark d'rauf steif'n, daß du dem Klosterwirt sein Herzkäferl bist – es könnt' sich leicht keiner mehr find'n, der sich d'rüber wegsetzt über den Namen »Find'lloni!«

RÖTHELBACHBAUER. Ja, überleg' dir's wohl. I kann mei'm Muckl so viel mitgeb'n, daß sie mit zwei Händ' zugreif'n thät'n in jedem Bauernhof, wo er anklopft.

LEHNL heimlich zu Loni. Thu's net – thu's net, wenn du ihn net magst!

LONI. Gut – Vater – wenn auch keiner mehr kommt, ledig g'storb'n is auch net verdorb'n! Zugreif'n und ja sag'n kann i blos, wenn sich amal da unter'm Brustfleck 'was rührt; denn so lang's da drin todt bleibt, is a Heirat kein Glück, sondern a G'schäft – und a Heirat, die nach dem alt'n Brauch g'macht wird, wo der Bauer zum Bauer sagt: gib mir dein Mad'l, i gib dir noch fünfzig Guld'n und a Kuh d'rauf – a solche Heirat[26] kann mach'n wer will – i net – und i thät's net, wenn i auch kein Find'lkind wär'.

WIRT nach kurzer Pause. Ja – wenn du net magst – zwing'n thu' i di net!

LONI. Das hab' i ja g'wußt, Vater, und d'rum wirst mir auch net bös sein!


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 22-27.
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