8. Scene.


[27] Vorige. Muckl.


MUCKL tritt ein. No, was is denn? Jetzt wär' i da bei'm Dasein! Braucht das so lang, bis man ja sagt? Derweil mach i zehn Heirat'n aus.

RÖTHELBACHBAUER. 's geht doch net so g'schwind, als du meinst!

MUCKL. Wär' net z'wider! Loni – »na« wenn g'sagt hast, nachher beiß' i mir gleich an Kopf 'runter. Bin i net a Kerl, der den Teuf'l in der Luft beut'lt? Was hast an mir ausz'setz'n?

LONI. Gar nix – aber heirat'n thu' i di net!

MUCKL. Und warum net?[27]

LONI. Frag' nur dein' Vater, dem hab' i's g'sagt.

MUCKL. I möcht's aber von dir selber hör'n.

LONI. Wenn du meinst, es is besser, so kann i dir den G'fall'n schon thun. – I mag net! Verstehst? Das wird wohl Grund g'nug sein!

MUCKL. Is net z' wenig, aber z' dumm is er mir doch!

LONI. Wenn er dir net paßt, kann i nix dafür. Im Uebrig'n nix für ungut und schönen Dank für die Ehr', die du der Loni mit dei'm Antrag erwies'n hast. Dein G'wiss'n muß di ja schon z'fried'n stell'n, grad wie wenn du a gut's Werk 'than hätt'st. Im Augen blick hat mein Vater g'sagt, es müßt' a ganz b'sond'rer Bursch sein, der sich wegsetz'n könnt' über den saubern Namen »Find'lloni!«

WIRT. No, no, so war's net g'meint. Und dadurch, daß du jetzt g'sagt hast, »i mag net«, is die G'schicht' aus.

MUCKL. War also das wirklich 's letzte Wört'l?

WIRT. Wenn du's net glaub'n willst, mußt halt in's Wasser geh'n, daß di Krebs'n fress'n.[28]

MUCKL. So 'was thut der Muckl net. Zum Krebsfutter bin i mir doch z'gut. I denk' halt:


Singt.


A richtiger Bua

Bleibt niemals net hint'

Denn a andere Mutter

Hat auch a lieb's Kind!


RÖTHELBACHBAUER. Hätt' net 'glaubt, daß du's so leicht nähmst.

MUCKL. Soll i mi vielleicht abkränk'n, daß i mager würd' wie a Zwief'lröhrl – fallet mir ein! Siehst, Loni, i gib dir sogar den Rat, daß du jetzt erst recht wählerisch wirst. Brauchst net Sorg' z' hab'n, daß du ledig bleibst und als alte Jungfer in der Ewigkeit Wolk'n schieb'n mußt. Der da Auf Pauli deutend. bleibt dir all'weil g'wiß, den hast im Sack und brauchst ihn bloß 'rausz'lang'n. Oder hast mi am End' gar abg'wies'n, weil du di mit ihm schon versproch'n hast?

LONI. Dein dumm's G'schwatz hat kein' Heimat. Daß zwisch'n uns nix is und nix wird, weißt du so gut als i, sonst wär'st net 'kommen und hätt'st um mi ang'halt'n. Wenn i amal ein' nimm, das muß einer sein, der a Schneid' hat; a richtig's Mannsbild und net einer, der blos so heißt, weil er a Hos'n anhat.[29]

MUCKL. Jeh – Pauli, das wenn du leid'st, nachher darfst gleich morg'n Keg'l aufsetz'n.

PAULI der während der ganzen Scene ruhig am Tische gesessen ist. Laß' mi aus'm Spiel; ich hab' dir kein' Anlaß net geb'n.

MUCKL. Jetzt so 'was ließ' i mir halt doch net sag'n. I thät' ihr halt amal 's Wilde 'runter, was sie sich so vom Pechlerlehnl ang'wöhnt hat.

LEHNL aus dem Hintergrunde. Du nixnutziger Loder, möcht'st net mi auch noch 'neinbring'n!

MUCKL. Hätt' i vielleicht net Recht! Von wem lernt's denn all' die Schlauderwört'ln, als von dir? Zeit und G'leg'nheit hat's ja g'nug. Zwisch'n euch dauert d'Schul' g'rad von der Früh' bis auf d' Nacht und es wär' schon lang an der Zeit, daß sie der G'meind a Dankschreib'n schicket, weil's ihr 's ganze Jahr an Schullehrer verhalt.

LONI. Jetzt schäm' di in d' Seel' 'nein, daß du ihm das Stück'l Brod vorwirfst, was ihm die G'meind' gibt. Thut dir der Pfennig jetzt schon weh, den du amal dazu zahl'n mußt als hausg'sess'ner Bauer? Dank's unserm[30] Herrgott, daß du von einer Mutter bist, die di gleich mitt'n 'neing'setzt hat in an reich'n Hof. Verdient hätt'st es net, nach ei'm solch'n Spott auf an Menschen, der sich sein ganz' Leb'n lang für Bauern z'samm'g'arbeit' und z'samm'g'schund'n hat.

WIRT. Muckl, die Red' kannst auswendig lernen!

MUCKL. Hab' gar a schwer's G'merk.

LEHNL nimmt Loni bei der Hand. I dank' dir, daß di so 'neing'redt hast weg'n meiner. I hätt' ihm schon 'nausgeb'n können, aber i hör' auf ei'm Ohr nimmer recht.

MUCKL zu Loni. Hast di ja ganz heiser g'redt. Geh', bring' mir a Maß Bier, nachher darfst amal trink'n.

LONI. Trink' du dein Bier selber und laß dir einschänk'n von der, die dazu da is. Resl! Einschänk'n! Im Vorübergehen zu Pauli. Du bist schon der allerschönst'; es is merkwürdig, was a Mensch vertragt!


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 27-31.
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